Was das Weinetikett verrät – zehn wichtige Begriffe zum spanischen Wein

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Das Weinrecht und dessen Bezeichnungen sind manchmal kompliziert und verwirrend. Das ist in Spanien nicht anders. Wenn Sie bereits wissen, was der Unterschied zwischen einer D.O., einer D.O.Ca und einem Vino de Pago ist, dann dürfen Sie diesen Artikel auslassen und nächste Woche wieder auf unserem Blog vorbeischauen. Allen anderen hilft dieser Artikel dabei, in Zukunft ein spanisches Weinetikett und die Bedeutung gängiger Begriffe besser zu verstehen.

1) Denominación de Origen – DO

Dies ist ein Qualitätssiegel in Form einer „Herkunftsbezeichnung“, die garantiert, dass die zu Wein verarbeiteten Trauben zu 100% aus der angegebenen Region kommen. Darüber hinaus sichern DO-klassifizierte Weine zu, dass bei der Weinproduktion bestimmte Qualitätskriterien wie zum Beispiel reduzierte Ernteerträge eingehalten werden. Insgesamt gibt es in Spanien 67 Anbaugebiete, welche als DO ausgewiesen sind. Zu den bekanntesten gehören die DO Ribera del Duero, DO Navarra und DO Rueda.

2) Consejo Regulador

Jede DO-Appellation wird von einem Gremium geleitet, dem sogenannten Consejo Regulador. Dieser „Regulierungsrat“ bzw. „Kontrollrat“ gibt die verbindlichen Regeln für den Anbau und den Ausbau von Wein vor. Der Consejo Regulador bestimmt beispielsweise, welche Rebsorten im Gebiet angebaut werden dürfen. Außerdem gibt er den Erntezeitpunkt und die maximale erlaubte Erntemenge pro Hektar vor. Auch die Dauer der Reifezeiten von Weinen fallen unter die Vorgaben des Kontrollrats. Last, but not least stellt der Kontrollrat sicher, dass die Regeln von den Weingütern eingehalten werden. Wenn alles passt, darf die DO-Angabe auf dem Weinetikett erscheinen.

Consejo Regulador vergibt DO-Siegel für ein Weinetikett
Eingang zum Consejo Regulador der DO Rueda. Hier werden Regeln gemacht und überwacht.

3) Denominación de Origen Calificada – DOCa

Dies ist eine sogenannte „qualifizierte Herkunftsbezeichnung“, die ausschließlich Weine aus den Appellationen Rioja und Priorat tragen dürfen. Für die Vorgabe und Überwachung der Regeln ist auch hier ein Consejo Regulador zuständig. Die DOCa-Weine unterliegen dabei nochmals strengeren Kontrollsystemen als DO-Weine. 

Lassen Sie sich aber keinesfalls zu sehr von diesen Bezeichnungen beeindrucken! Die DOCa Rioja bzw. DOCa Priorat sind zwar weltbekannte Weingebiete mit einigen fantastischen Erzeugern und Weinen. Das bedeutet aber nicht, dass die Weine automatisch besser als solche aus DO-Regionen wie Ribera del Duero, Jumilla oder Bierzo sind. Ein DOCa-Etikett alleine macht noch keinen guten Wein aus. Gerade in einem großen Weingebiet wie die DOCa Rioja es mit ihren 65.000 Hektar ist, existiert neben Klasse viel beliebige Masse.

4) Viñedo Singular im Rioja

Genau aus diesem Grund wurde erst kürzlich im Rioja eine weitere Bezeichnung eingeführt. Ergänzend zur Herkunftsbezeichnung „DOCa Rioja“ können Erzeuger auf dem Weinetikett nun auch das Siegel „Viñedo Singular“ („einzigartiger Weinberg“) anbringen. Voraussetzung sind bestimmte Qualitätsanforderungen: So muss der „einzigartige Weinberg“ und seine Reben mindestens 35 Jahre alt sein. Ferner darf das Weingut für Rotweine nicht mehr als 5000 kg pro Hektar ernten (im Vergleich zu 6500 kg in der DOCa). Außerdem dürfen maximal 65% des Traubensafts zu Wein verarbeitet werden (im Vergleich zu 70% in der DOCa).

5) Gran Vinya Classificada im Priorat

Den Gedanken den Weinberg – also das Terroir – in den Vordergrund zu stellen, hat auch das Priorat aufgegriffen. Seit 2019 gibt es ergänzend zur Klassifikation „DOCa Priorat“ eine vierstufige Qualitätspyramide, die an jene des deutschen VDP erinnert. Am unteren Ende der Pyramide steht der „Vi de Vila“ (Gutswein). Es folgen aufsteigend „Vi de Paratge“ (Ortswein) und „Vinya Classificada“ (Erste Lage). An der Spitze thront der „Gran Vinya Classificada“ (vergleichbar mit dem „Großen Gewächs“ in Deutschland). Auch diese Kategorien unterstehen stets enger gefassten Qualitätsanforderungen, den Anbau und die Vinifikation betreffend.

6) Vino de Pago – VP

Das spanische Weingesetz kennt keine höhere Qualitätskategorie als jene des „Vino de Pago“. Ein Vino de Pago – zu deutsch der „Wein einer Einzellage“ – steht rechtlich gesehen nochmals über den Klassifikationen DO und DOCa.

Um den Titel „Vino de Pago“ zu erhalten, müssen sich Weingüter beim spanischen Agrarministerium bewerben und einen jahrelangen Prüfungsprozess durchlaufen. Unter anderem müssen sie dabei die Einzigartigkeit und Unterscheidbarkeit der zur Debatte stehenden Weinlage nachweisen und hohe Qualitätsstandards im Weinbau garantieren. 

Falls das spanische Agrarministerium den Antrag bewilligt, landet dieser zur finalen Affirmation bei der Europäischen Union. Erst wenn aus Brüssel ein positiver Bescheid kommt, darf die Weinlage als „Vino de Pago“ ausgewiesen werden. Im riesigen Weinland Spanien gibt es derzeit nur 18 solche Vino de Pago. Zu den bekanntesten VPs zählen Dominio de Valdepusa, Finca Elez und Pago de los Balagueses.

Pago de los Balagueses. Vino de Pago in Utiel-Requena
Pago de Los Balagueses: Ein „Vino de Pago“ in Utiel-Requena (Foto: © Bodegas Vegalfaro)

Vino de Pago bedeutet in der Praxis, dass der so bezeichnete Wein aus Trauben gemacht ist, die von einem einzigartigen und distinktiven Weinberg kommen. Diese Einzigartigkeit ist gesetzlich verbrieft. Ein Vino de Pago wird quasi als eigenständiges Mikro-Anbaugebiet begriffen. Deshalb darf ein Vino de Pago auf dem Weinetikett auch den Zusatz „Denominación de Orígen“ (DO) führen.

Um an dieser Stelle eventuellen Missverständnissen vorzubeugen: Viele spanische Weinnamen führen das Wort „Pago“, was einfach nur Weinlage bedeutet (z. B. Pago del Rey, Pago del Vicario, Pago de Cirsus, etc.). Diese Gewächse sind aber keine rechtlich anerkannten „Vino de Pago“.

Des Weiteren werden die „Vino de Pago“ manchmal mit dem Verbund „Grandes Pagos de Espana“ („Große Weinlagen Spaniens“) verwechselt. Die „Grandes Pagos“ stellen einen Zusammenschluss renommierter Weingüter dar. Unter anderem kooperieren sie im Weintourismus, im Marketing und bei gemeinsamen Messeauftritten. Es handelt sich hierbei jedoch um keine gesetzlich anerkannte Qualitätsbezeichnung.

7) Vino de la Tierra – VT

Mit dem sogenannten „Landwein“ verlassen wir die Ebene der Qualitätsweine. Ein Vino de la Tierra ist im Status niedriger angesiedelt, weil die Regularien zur Erzeugung von Landweinen weniger strikt sind.

Dennoch gibt es exzellente spanische „Landweine“: Manche Spitzenerzeuger befinden sich außerhalb der Grenzen der DO-Gebiete, was als alleiniger Grund dazu führt, dass sie in der Regel ihre Gewächse als Landweine auf dem Weinetikett ausweisen (sofern sie innerhalb der Grenzen eines Landweingebiets liegen). 

Andere Top-Produzenten wollen sich schlichtweg nicht an die Vorgaben der DO’s halten. Sie machen ihr „eigenes Ding“ wie zum Beispiel Abadia Retuerta. Jenes Weingut liegt im Anbaugebiet Ribera del Duero. Die Weine sind allerdings nicht als „DO Ribera del Duero“ klassifiziert, sondern als „VT Castilla y León“. Der Grund: Der Consejo Regulador der DO Ribera del Duero schreibt bei Rotweinen einen Mindestanteil von 70% der Sorte Tempranillo vor. Abadia Retuerta hingegen keltert sortenreine Rotweine aus Trauben wie Petit Verdot und Syrah. Allein deshalb besteht keine Möglichkeit die Weine als DO-Gewächse zu etikettieren.

In Spanien gibt es 41 Landweingebiete. Einige davon sind sehr groß, wie die VT Castilla y León, VT Castilla und VT Extremadura. Statt VT (Vino de la Tierra) erscheinen heute auf Weinetiketten auch öfter die in der Sache gleichbedeutenden Abkürzungen IGT (indicación Geografica Tipica) oder IGP (Indicación Geografica Protegida).

8) Vino de Mesa – VM

Die unterste Ebene der gesetzlichen Weinklassifikation stellen die sogenannte „Tafelweine“ dar. Diese Weine weisen keine geografische Herkunft aus und unterliegen nur minimalen Richtlinien. Zum Beispiel, dass der Wein aus Trauben gemacht ist. Woher die Trauben kommen und welche Sorten darin enthalten sind, ist hingegen nicht bedeutend. Tafelweine gelangen kaum in den deutschen Handel, weil es ihnen schlichtweg an Qualität fehlt.

Doch auch hier gibt es die Ausnahme zur Regel: Ein paar der besten Rotweine Spaniens sind Tafelweine, beispielsweise jene des Weinguts Artadi aus Rioja Alavesa. Dieser Erzeuger trat 2015 freiwillig aus der DOCa Rioja aus, weil er mit deren Reglement nicht mehr einverstanden war. Da sich Artadi außerdem in keinem Landweingebiet befindet, macht das Weingut nun also offiziell „Tafelweine“ und lässt mit diesen so manche DOCa-Erzeuger vor Scham erröten.

9) Crianza, Reserva, Gran Reserva

Diese in Spanien gängigen und wichtigen Begriffe lesen Konsumenten oftmals auf einem Weinetikett. Sie beziehen sich auf die Reifezeit eines Weins in Barriques und in der Flasche. Zu Crianza, Reserva und Gran Reserva haben wir bereits einen Beitrag auf dem Vino & Alma-Blog veröffentlicht.

10) Sherry und Cava

Nochmals ganz eigene Bezeichnungen auf dem Weinetikett führen die andalusischen Sherry-Weine und die Cava-Schaumweine, die überwiegend aus Katalonien kommen. Auch darüber finden Sie bereits Beiträge auf unserm Blog. Hier zu Sherry und hier zu Cava.

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