Was bedeuten Crianza, Reserva und Gran Reserva?

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Begriffe wie Crianza und Reserva gehören zum spanischen Wortschatz fast so sehr wie Don und Quijote. Wer weiß, was sie bedeuten und welche relevanten Qualitätskategorien das spanische Weinrecht sonst noch bereithält, der darf an dieser Stelle wegklicken und nächste Woche zurückkommen. Allen anderen hilft dieser Beitrag vielleicht dabei, die Etiketten von Weinen aus Spanien zukünftig besser zu verstehen.

Sie sind noch da? Also dann beginnen wir mit der Theoriestunde. Erster Satz: Das spanische Weingesetz basiert auf zwei Säulen der Qualitätseinteilung: Herkunft und Reife. Wir widmen uns in diesem Beitrag vor allem dem Thema Reife.

Crianza, Reserva, Gran Reserva – die Reifestufen für Qualitätsweine


Bei unseren Vino&Alma-Degustationen stellen wir ab und zu fest, dass einige Weinliebhaber nicht genau wissen, was hinter Begriffen wie Crianza, Reserva und Gran Reserva steckt. Jeder hat die Wörter schon einmal gehört, aber eben nicht jeder weiß etwas damit anzufangen. Deshalb klären wir das im Folgenden.

1. Der Ausbau in Barriques und das Flaschenlager ergeben die Gesamtreifezeit

Im Grunde ist es ganz einfach: Die drei Bezeichnungen Crianza, Reserva und Gran Reserva drücken die Gesamtreifezeiten von Weinen im Barrique-Eichenfass und auf der Flasche aus. Im Einzelnen bedeutet dies:

Eine Crianza reift mindestens 24 Monate, davon mindestens 6 Monate in Barrique-Eichenfässern und die restliche Zeit in der Flasche.

Eine Reserva reift mindestens 36 Monate, davon mindestens 12 Monate in Barrique-Eichenfässern und die restliche Zeit in der Flasche.

Eine Gran Reserva reift mindestens 60 Monate, davon mindestens 18 Monate in Barrique-Eichenfässern und die restliche Zeit in der Flasche.

Es handelt sich hier um vorgeschriebene Mindestwerte für Qualitätsweine, damit diese das jeweilige „Siegel“ auf dem Etikett tragen dürfen. Teils werden diese vorgeschriebenen Reifezeiten deutlich überschritten. Die weltbekannte Tondonia Gran Reserva von López de Heredia reift beispielsweise 120 Monate in Eichenfässern und weitere 120 Monate in der Flasche. Es vergehen also sage und schreibe 20 Jahre, bis diese Gran Reserva in den Handel geht. Was übrigens nicht nur für für deren Rotwein, sondern auch für den Weißwein gilt.

Der wein Ausbau in Barriques
Der wein Ausbau in Barriques

2. Die Ausnahmen zur Regel: Rioja, Navarra und Ribera del Duero mit längeren Barriquezeiten

Nun wäre Spanien nicht Spanien, wenn es mit diesem überschaubaren Regelwerk einfach so getan wäre. Natürlich gibt es Ausnahmen und Abweichungen. Wir erklären nun, warum das so ist.

Damit Weine überhaupt als Crianza, Reserva oder Gran Reserva ausgewiesen werden können, müssen sie als Qualitätsweine gelten. Als Qualitätsweine müssen sie wiederum über eine geschützte Herkunftsbezeichnung verfügen. Am häufigsten trifft der Weinkonsument auf die Bezeichnung D.O. (Denominación de Origen).

Insgesamt 69 dieser „Qualitätswein-Herkunftsgebiete“ gibt es derzeit in Spanien – von der riesigen D.O. La Mancha, mit 192.000 Hektar Rebfläche das größte Weingebiet der Welt, bis hin zu etlichen kleinen Appellationen wie zum Beispiel die D.O. Monterrei in Galicien mit grade einmal 566 Hektar Rebbestand.

Eine Übersicht aller spanischer DO-Anbaugebiete finden Sie übrigens über diesen Link.

Jedes der 69 D.O.-Gebiete wird von einem Kontrollrat (spanisch: Consejo Regulador) geleitet. Dieser Kontrollrat wacht über die Einhaltung von Qualitätskriterien und legt die Standards in Bezug auf Erntemengen, erlaubte Rebsorten und die Weinbereitung fest.

In einigen D.O.-Gebieten, darunter die Klassikerregionen Rioja, Ribera del Duero und Navarra, existieren andere Vorgaben für Crianza, Reserva und Gran Reserva als zuvor genannt. Eine Crianza muss in diesen Appellationen mindestens 12 Monate in den 225-Liter-Barriquefässern reifen. Bezüglich der zuvor angegebenen Gesamtreifezeit von 24 Monaten ändert sich allerdings nichts.

Ein Grund für diese längeren Barriquezeiten in Rioja und Ribera del Duero mag sein, dass die Tannine bei Weinen aus den kühleren nordspanischen Regionen längeren Holzkontakt benötigen, um weicher und zugänglicher zu werden.

Was nicht in allen, aber in einigen D.O.-Gebieten außerdem vorkommt, sind die Bezeichnungen Joven und Roble. Es handelt sich hierbei um Weine, die normalerweise nicht lange gelagert, sondern jung getrunken werden. Bei einem Joven erfolgt der Ausbau oft nur im Stahltank, während „Roble“ signalisiert, dass der Wein in der Regel nur 3 bis 4 Monate Eichenfass abbekommen hat, also unter den Anforderungen einer Crianza liegt.

Welche Weinphilosophie hinter Crianza, Reserva und Gran Reserva steckt

Weinphilosophie hinter Crianza, Reserva und Gran Reserva steckt
Weinphilosophie hinter Crianza, Reserva und Gran Reserva steckt

In Spanien ist der Terroir-Gedanke weniger verbeitet als beispielsweise im Nachbarland Frankreich. Die dortigen Kategorien Grand Cru, Premier Cru und Bourgeois Cru beziehen sich auf die Qualität bestimmter Weinlagen.

Es gibt mit den „Vinos de Pago“ („Wein einer Einzellage“) zwar auch in Spanien eine gesetzliche Qualitätskategorie, mit der Lagen ausgezeichnet werden. Allerdings handelt es sich hierbei um eine sehr kleine Menge. Im riesigen Weinland gibt es weniger als 20 solcher Vino de Pago. Wir werden auf diese speziellen Lagenweine in einem zukünftigen separaten Artikel noch genauer eingehen.

Der größte Teil spanischer Qualitätsweine wird immer noch in die Kategorien Crianza, Reserva, Gran Reserva und ggf. Joven und Roble eingeteilt. Das bedeutet konkret: Nicht die Weinlage, sondern die Weinbereitung im Keller ist das Hauptkriterium für Qualität.

Die Philosophie dahinter ist, dass Weine durch Reifezeit im Holzfass und in der Flasche besser werden. Der Ausbau im Barriquefass beeinflusst zum Beispiel den Stil und die Aromatik eines Weins: Junges Tannin aus den Beerenkernen und Schalen wirkt häufig adstringierend und aggressiv am Gaumen. Verbindet sich dieses Tannin mit den Tanninen des Holzfasses entstehen chemisch betrachtet längere “Tanninketten”, die den Wein weicher und ausbalancierter sowie stabiler und langlebiger machen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Getränken kann sich ein guter Wein zudem in der Flasche nochmals verfeinern. Bei der Flaschenreifung verändern mikrobiologische Prozesse die Struktur und den Geschmack eines Weins. Die Flaschenreife stellt im Grunde eine letzte Entwicklungsstufe dar. In Bezug auf Harmonie, Komplexität und Eleganz kann eine lange Flaschenreife bei Rotweinen außergewöhnlich Positives bewirken.

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