Monastrell – die Sonne im Glas

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Begibt man sich in den Südosten Spaniens in die Region Murcia, dann kommt man sich wie im Wilden Westen in Texas oder Arizona vor. Dieser heiße, extrem trockene und an eine Halbwüste erinnernde Landstrich ist die Heimat der Rebsorte Monastrell.

Wo viele andere Trauben nie und nimmer überleben könnten, fühlt sich die Monastrell wohl: Sie mag es nicht kühl, sondern heiß. Sie braucht (fast) keinen Regen und keine fruchtbaren Böden. Stattdessen kommt sie mit Trockenheit und kargen Kalksandböden klar. Es handelt sich um eine Mittelmeer-Sorte par excellence – bei Monastrell entdeckt man die Sonne im Glas.

Monastrell-Reben in der D.O. Jumilla, Murcia
Monastrell-Reben in der D.O. Jumilla, Murcia

Die Monastrell und ihre Weingebiete

Die Monastrell-Traube wird landesweit auf ca. 65.000 Hektar angebaut. Hinter Tempranillo, Garnacha und Bobal ist sie somit die Nummer Vier der spanischen Rotweinsorten. Über 90 Prozent der Bestände finden sich im Südosten Spaniens in den Autonomen Gemeinschaften Murcia und Valenciana. In diesen Gebieten liegen die Ursprünge der Rebsorte und sie wird dort seit über zweitausend Jahren kultiviert.

Der Charakter der Rebsorte – Wein aus Monastrell

Die Monastrell benötigt viel Sonne, um zu reifen. Und diese Sonne erhält sie im Südosten Spaniens zur Genüge. In kühleren und regenreicheren Regionen Nordspaniens würde die Sorte kaum klar kommen und vermutlich nicht ausreifen. Während Sorten wie Chardonnay in nahezu jedem Klima klarkommen, ist die Monastrell eine klassische Mittelmeer-Rebe.

Wein aus Monastrell zeigt sich zumeist tiefrot und körperreich. In ihrer Aromatik zeigt sich die Sorte vielschichtig. Abhängig von der Weinbereitung (zum Beispiel davon, ob und wie lange ein Wein im Holzfass und in der Flasche reift) offenbart sich die Monastrell mal alkoholischer, schwerer und wärmer, mal frischer und saftiger. Die Frucht kann sich von reifer Himbeere bis hin zu gedörrten süßlichen Pflaumen bewegen.

Ein weiteres Geschmacksprofil der Monastrell ist, dass häufig balsamische, kräuterige und erdige Aromen mit hervortreten. Anklänge von Lavendel und Lakritz sind oftmals zu erkennen, und die Weine zeigen mitunter Würze.

Blatt der Monastrell auf einem für Jumilla typischem Kalksandboden
Blatt der Monastrell auf einem für Jumilla typischem Kalksandboden

Die Monastrell in Jumilla

Eine besondere Stellung kommt dem Anbaugebiet Jumilla zu. Man könnte fast sagen Monastrell und Jumilla sind ein Liebespaar wie Verdejo und Rueda, wie Riesling und Mosel, wie Malbec und Mendoza.

Das Klima ist in der Jumilla-Region mediterran geprägt. Der Küstenort Alicante liegt nur 70 Kilometer entfernt. Über 3000 Sonnenstunden, nur etwa 250 Liter Niederschlag pro Quadratmeter im Jahr sowie Sommertemperaturen von nicht selten über 40 ºC machen Jumilla zu einer der trockensten und heißesten Regionen Spaniens.

Die Monastrell hat sich diesem Klima und den in Jumilla vorherrschenden Kalk-Sand-Böden über Jahrtausende perfekt angepasst. Traditionell wird die Rebe in sogenannter Einzelstockerziehung gehalten und noch nicht einmal bewässert. Internationale Sorten wie Syrah oder Cabernet Sauvignon werden hingegen am Drahtspalier erzogen und müssen bewässert werden, um in diesen extremen Bedingungen zu überleben.

Mit Hitze allein käme aber noch nicht einmal die Monastrell zurecht: Der Weinanbau in Jumilla profitiert von einem Hochplateau, das sich auf 700 bis 850 m Höhe erstreckt. Die Hochlage sorgt im Sommer für große Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Bis zu 20 ºC betragen die Unterschiede.

Die nächtliche Abkühlung verschafft den Reben eine Ruhepause. Die Gewächse fahren ihre Produktion herunter und die Beeren können hierbei besser Tannine und Säure herausbilden und konservieren. Tannine und Säure sind wiederum die Voraussetzung für frische, gut strukturierte Weine.

Weinlandschaft in Jumilla. Hier bei Bodega El Nido
Weinlandschaft in Jumilla. Hier bei Bodega El Nido

Eine weitere Besonderheit Jumillas ist, dass die Reblaus im Jahr 1978 erst sehr spät ankam und weniger schlimme Schäden anrichtete als andernorts. Der Schädling, der die Wurzeln der Reben angreift, mag keine sandigen Böden. Und weil die Stöcke außerdem recht weite Bepflanzungsabstände aufweisen, fällt es der Reblaus schwer, sich von Stock zu Stock fort zu bewegen. Deshalb finden sich in Jumilla überproportional viele wurzelechte Reben.

Zu den wichtigsten und bekanntesten Weingütern in Jumilla gehören Bodegas Juan Gil und dessen „Ableger“ El Nido. Darüber hinaus werden die Gewächse von Casa Castillo regelmäßig von der Weinkritik gefeiert. Wir empfehlen diesen opulenten, konzentrierten Rotwein aus alten Reben:

Bodegas Bleda, Divus, 100% Monastrell, DO Jumilla

Divus
Bodegas Bleda, 100% Monastrell, DO Jumilla

Die Anbaugebiete Bullas & Co.

Eine Hauptsorte ist die Monastrell außerdem in zu Jumilla benachbarten Weingebieten wie Yecla, Alicante und Bullas. Ferner wird sie in Südfrankreich, vor allem in der Provence in der Appellation Bandol, angebaut. Dort heißt sie Mourvèdre.

Besonders interessant finden wir die D.O. Bullas, die ebenfalls in Murcia liegt. Vergleicht man das Gebiet mit Jumilla, so fällt die Vegetation etwas üppiger und die Landschaft grüner aus. Bullas weist entsprechend mehr Niederschläge auf als Jumilla. Nun ja, verglichen mit Deutschland ist es immer noch ein ziemlich trockener Landstrich.

Der Grundwasserspiegel liegt in Bullas zudem höher. So können sich alte Rebstöcke mit ihren bis zu zwanzig Meter tiefgehenden Wurzeln aus diesem unterirdischen Wasserspeicher stetig versorgen.

Weinlagen in der DO Bullas
Weinlagen in der DO Bullas

Was Bullas mit Jumilla eint, ist das Hochplateau, welches die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht mit sich bringt. Auch profitieren die Reben von feuchten Winden, die vom 80 Kilometer nahen Mittelmeer herüber wehen und für Hitzelinderung im Weinberg sorgen.

Als einen in der Stilistik frisch-fruchtig-würzigen Monastrell aus Bullas empfehlen wir dieses Gewächs:

Bodegas Carreño, Begastri Ecologico, 100% Monastrell, DO Bullas

Begastri Ecologico
Bodegas Carreño, 100% Monastrell, DO Bullas

Fazit: Eine echte Mittelmeer-Sorte

Monastrell ist die ureigene und wichtigste Rebe Südostspaniens. Die Sorte ist identitätsbildend für Appellationen wie Jumilla und Bullas. Es gibt außerdem kaum eine Sorte, die „mediterraner“ im Charakter ist. Eine weitere mediterrane Rebe wie Garnacha kommt beispielsweise auch in kühleren zentralspanischen Hochlagen in der Nähe von Madrid vor. Oder sie exisitiert im kontinentalen Klima der Extremadura. Für die Monastrell gilt das nicht. Sie braucht die Nähe zum Meer.

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