Die Hochlage und warum sie für Spanien so bedeutend ist

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Ein wichtiges Kriterium für Weinqualität ist Frische. Unfrische Weine wirken müde, plump und nicht selten zu fett. Die Frische eines Weins steht wiederum in Verbindung zu den Säurewerten einer Traube bzw. deren Beeren. Ausreichend Säure können Beeren nur bei kühlen Temperaturen herausbilden und konservieren. In einem südeuropäischen Land wie Spanien ist Säure also keine Selbstverständlichkeit. Sollte man zumindest annehmen. 

In der Praxis profitiert der Weinbau in Spanien davon, dass das Land mit durchschnittlich 625 m.ü.NN nach der Schweiz das zweithöchste Land Europas ist. Man kann es auch so formulieren: Was in Deutschland der Südhang, das ist für spanische Winzer die Hochlage.

Die Hochlage als Frische-Faktor

Während der Vegetationsphase benötigen Reben zum einen reichlich Wärme und Sonne, um wachsen und vollständig ausreifen zu können. Zum anderen ist es wichtig, dass der Rebstock im Sommer bei Nacht die Produktion herunterfährt und zur Ruhe kommt. Hierzu benötigt es kühle Nächte. Die Beeren bilden bei frischen Nachttemperaturen eher Säure und Tannine heraus und konservieren diese außerdem besser.

Spanien ist auch deshalb so ein exzellentes Weinland, weil es an vielen Orten beides bietet: reichlich Sonne und Wärme tagsüber sowie in den Höhenlagen kühle Nachttemperaturen. Das sind optimale Verhältnisse, um sowohl aromatisch voll ausgereifte, als auch frische Weine mit guter Struktur und Balance zu erhalten.

In Spanien liegen die höchsten Weinberge Europas

Mit etwa 1 Million Hektar Rebland ist Spanien in der Fläche das größte Weinland der Welt. Reben werden in allen 17 Autonomen Gemeinschaften des Landes kultiviert (die Kanaren und Balearen eingeschlossen). 

Ein beachtlicher Anteil des Weinanbaus findet auf der riesigen zentralspanischen Hochebene zwischen 600 und 1100 Metern Meereshöhe statt. Unter anderem große und bekannte Anbaugebiete wie La Mancha, Valdepeñas, Rueda und Ribera del Duero fallen in diesen geografischen Bereich. Diese Regionen unterliegen einem kontinentalen Klima, welches sich durch frostig kalte Winter, heiße trockene Sommer und hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht (in den Sommern bis zu 25 Grad Celsius) auszeichnet. Die bemerkenswerten Temperaturschwankungen tun den Reben gut und ergeben ein ausbalanciertes Lesegut.

In einem Verdejo-Weinberg
Viele spanische Anbaugebiete wie hier die D.O. Rueda befinden sich auf einer weitläufigen Hochebene (Foto: Thomas Götz).

In der DOCa Rioja ist das Klima an den Ausläufern der Kantabrischen Berge mitunter ebenfalls kühler als es für Spanien gemeinhin angenommen wird. Das gilt insbesondere für die Subzonen Rioja Alta und Rioja Alavesa. An den Ausläufern des Kantabrischen Gebirges wachsen Reben in der Spitze auf über 800 Metern Höhe. Entsprechende Höhenlagen sind neben atlantischen Klimaeinflüssen mit dafür verantwortlich, dass die Qualitätsgewächse des Rioja von einer lebhaften Säure getragen werden.

Sogar in der Provinz Murcia, im heißen Südosten Spaniens, ist es möglich, gut strukturierte und balancierte Weine zu erhalten. Bei 3000 Sonnenstunden im Jahr und Tagestemperaturen von über 40 Grad im Sommer ist dies kein Automatismus. Nachts kann es zwischen 650 und 850 Metern Höhe hingegen empfindlich abkühlen, im Herbst und Winter sogar schneien. Für autochthone Reben wie die rote Monastrell sind diese Temperaturunterschiede zur Bildung von Zucker, Frucht, Gerbstoffen und Säure ideal. Folglich fallen in einem Gebiet wie der D.O. Jumilla die Rotweine zwar opulent und alkoholisch aus, allerdings nicht fett. Zumindest verhält es sich bei den guten Erzeugern so, von denen Sie einige in unserm Vino-&-Alma-Shop finden.

Die höchsten Weinberge Kontinentaleuropas liegen übrigens in der andalusischen Provinz Granada. Im Hinterland der Costa Tropical befinden sich Weinberge auf bis zu 1370 Metern Höhe. So lassen sich selbst im südlichsten Zipfel Europas körperbetonte wie frische Weine erzeugen. 

Spanien hat darüber hinaus die höchsten Weinlagen ganz Europas zu bieten. Diese befinden sich nicht auf dem Festland, sondern auf den Kanarischen Inseln auf Teneriffa. Weinanbau wird dort teilweise auf über 1500 Metern Höhe betrieben.

Zum Vergleich: Die höchsten Weinberge Deutschlands hat der Hohentwiel am Bodensee auf etwa 560 m.ü.NN. Höher geht es in Deutschland derzeit aufgrund von Frostgefahr während der Vegetationsphase kaum.

Hochlage in Granada
Die höchsten Weinberge Kontinentaleuropas liegen in Andalusien auf über 1300 m.ü.NN. (Foto: Thomas Götz)

Nicht allein die Hochlage, auch Wind kann eine Rolle spielen

Zusammenfassend und knapp formuliert lautet die Gleichung folgendermaßen: Die Hochlage bedeutet kühle Nächte. Kühle Nächte bedeuten wiederum mehr Säure in den Beeren. Und mehr Säure in den Beeren bedeutet im Endresultat frischere Weine.

Zu dieser sehr allgemein formulierten Regel existieren freilich Ausnahmen. Es gibt in Spanien schon auch einige Weingebiete, wo der Anbau in niedrigeren Lagen, also deutlich unter 500 Höhenmeter stattfindet. Oftmals verfügen sie über ein ganz spezielles Mikroklima mit viel Wind.

Die katalanische D.O. Terra Alta wäre diesbezüglich ein Beispiel. Hier sind es Nordwinde aus den Pyrenäen und Ostwinde vom Mittelmeer, welche die Weinberge kühl halten und dazu beitragen, dass die Trauben nicht überreifen und erfreulich frische Weine ergeben. Probieren Sie hierzu gerne die Gewächse des Top-Weinguts Herencia Altes in unserm Weinshop.

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