Cariñena – eine unterschätzte Sorte mit großer Zukunft

by on

Cariñena ist ein Weinbaugebiet in der Autonomen Gemeinschaft Aragon. Cariñena ist außerdem der Name einer Rotweinrebe. Die Traube heißt so, weil sie ursprünglich aus eben jener Region stammt. Heute wird in der Appellation D.O. Cariñena vor allem Garnacha angebaut. Die Rebsorte Cariñena ist hingegen in Katalonien und Südfrankreich beliebt. Dort heißt sie aber anders, nämlich Samsó bzw. Carignan. Außerdem wird die Rebe im Rioja kultiviert. Hier wird sie nochmals anders genannt, und zwar Mazuelo.

Bei allen Verwirrungen, welche die verschiedenen Namen für ein und dieselbe Traube hervorrufen mögen, handelt es sich um eine spannende Rebe, die lange unterschätzt war. Mit hervorragenden Säurewerten und einem hohen Tanningehalt eignet sich die Cariñena zum Beispiel ausgezeichnet als Cuvée-Partner der Garnacha, die tendenziell weniger Tannin und Säure enthält. Gerade in der katalanischen Top-Region DOCa Priorat ist dieser Verschnitt ein Klassiker. Die Cariñena trägt dabei Verantwortung für Frische und Struktur im Wein.

Cariñena – Klasse statt Masse

Betrachten wir die nackten Zahlen, dann handelt es sich um eine eher unbedeutende Traube: Die Tempranillo bringt es im landesweiten Anbau auf stolze 200.000 Hektar. Die Garnacha kommt immerhin auf 85.000 Hektar. Die Cariñena erscheint im Vergleich mickrig, sie wird gerade einmal auf 5.000 Hektar angebaut. 

Bei den absoluten Top-Produzenten arbeitet sich die Rebe dagegen immer mehr aus dem Schatten der „großen“ Tempranillo und Garnacha heraus. Teure Kultweine wie der „1902 Centenary Carignan“ von Mas Doix und der „Les Tosses“ von Terroir al Limit (beide DOCa Priorat) sind zu 100% aus Cariñena gekeltert und zeigen das ganze Potenzial der Traube auf: Kraft, Struktur, Frische, Komplexität, Länge, Tiefgang – all das kann die Sorte.

Scala Dei, Carinena, Priorat
Diese Reben liegen auf dem Weg zum Kloster Scala Dei unterhalb
des Montsant-Gebirges in der Nähe des Ortes Porrera

Eine rote Sorte mit großer Zukunft

„Der Cariñena“, das hat uns neulich ein katalanischer Spitzenwinzer im Gespräch verraten, „gehört die Zukunft“. Das liegt zum einen an den generellen positiven Eigenschaften der Traube, wie wir sie zuvor genannt haben. Zum anderen hat es mit dem Klimawandel zu tun. Spanien ist das am stärksten betroffene Land Europas. Der spanische Wetterdienst kam kürzlich mit der Nachricht heraus, dass die spanischen Sommer heute im Vergleich zu den 1980er-Jahren fünf Wochen länger andauern. 

Die steigenden Durchschnittstemperaturen und einhergehend längere Sommer verlangen nach Sorten, die hohe natürliche Säurewerte mitbringen. Ergo lassen sich im Mittelmeerraum mit der Cariñena auch in Zukunft frische Rotweine erzeugen. Dies prognostizieren zumindest Experten. In katalanischen Anbaugebieten wie Tarragona, Costers del Segre, Penedès, Terra Alta und Priorat könnte die Sorte aufgrund dessen nochmals zulegen.

In der katalanischen Appellation Empordá kommt der Rebe bereits eine große Gegenwart zu. Es handelt sich um das einzige spanische DO-Gebiet, in dem sie die Hauptsorte im Anbau darstellt. Das ist insofern nicht allzu verwunderlich, weil die D.O. Empordá ganz im Norden Kataloniens liegt und direkt an Frankreich grenzt. Auf der französischen Seite befindet sich die Languedoc, und in diesem Anbaugebiet ist die „Carignan“ traditionell stark vertreten. Auch wenn durch das südliche Languedoc und das katalanische Empordá eine Landesgrenze verläuft, so handelt es sich doch um einen gemeinsamen Kulturraum.

Emporda, Carinena
Im Anbaugebiet Empordá (Foto: Thomas Götz)

Weiße und Graue Cariñena in Empordá

Während die Rote Carignan vielen Weinliebhabern noch ein Begriff ist, weiß nahezu niemand, dass es darüber hinaus eine Weiße und Graue Carignan gibt. Es handelt sich um eine Familie, wie wir es in Deutschland ähnlich von Weiß-, Grau- und Spätburgunder kennen.

Die graue „Cariñena Gris“ ging als Mutation aus der Roten Cariñena hervor. Wie die Grauburgunder entwickelt sie eine rötlich-pinke Beerenhaut. So lassen sich aus der Traube nicht nur Weiß-, sondern auch Roséweine keltern. Ein hochspannender Rosé, zu 100% aus Grauer Carignan (sehr alte Reben) gekeltert, kommt zum Beispiel vom Weingut Vinyes d’Olivardots aus der D.O. Empordá.

Die weiße „Cariñena Blanca“ ist wiederum eine Mutation der grauen Traube. Sie verfügt ebenfalls über fantastische Säurewerte und stellt somit einen geeigneten Cuvée-Partner der in Katalonien beliebten Garnacha Blanca dar (analog wie es sich bei den roten Varietäten verhält). Die Sorte kommt extrem selten vor, dürfte allerdings dank des Engagements einiger Qualitätswinzer wie die genannten Vinyes d’Olivardots eine Zukunft haben.

Die Cariñena als DNA des Priorats

Kommen wir abschließend auf die weltbekannte Appellation Priorat zurück. Auf der offiziellen Webseite werden Garnacha und Cariñena gemeinsam als „DNA der DOCa Priorat“ bezeichnet. Man kann auch sagen, dass diese beiden Sorten identitätsbildend für das Gebiet sind. Im Anbau hält die Garnacha 41 Prozent Anteil. Auf die Cariñena entfallen 24 Prozent. Hier, im bergigen und zerklüfteten Hinterland der Costa Daurada, sind die Erträge auf den vorherrschenden Schieferböden äußerst gering. Oftmals beträgt die Ernte weniger als 1 Kilogramm pro Rebstock. 

Ein Gesetz des Weinbaus lautet: Je niedriger die Erträge, umso höher die Qualität. Das bedeutet wiederum, dass die Weine des Priorats über einzigartige Konzentration und Persönlichkeit verfügen. Die Carinyena, so wird sie auf katalanisch geschrieben, trägt ihren Anteil dazu bei.

Besuchen Sie unseren Vino & Alma-Shop

Wenn Sie sich mit der Cariñena vertraut machen wollen, so halten wir in unserem Vino & Alma-Shop einige Rotweine bereit. Hier unsere Empfehlungen, jeweils Cuvées aus Carignan und Garnacha aus dem Priorat und dessen Nachbargebiet Montsant:
Sangenís i Vaqué, Garbinda, DOCa Priorat
Sangenís i Vaqué, Dara, DOCa Priorat
Celler Masroig, Les Sorts Vinyes Velles, DO Montsant

You may also like