Torres – Familie und Innovation

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Familia Torres gehört zu den wichtigsten und renommiertesten Weinerzeugern Spaniens. Der Name Torres steht für ein traditionsreiches Familienweingut mit 150-jähriger Weingeschichte, das darüber hinaus mit seinen Innovationen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung des Weinbaus in Spanien nahm und bis heute nimmt. Im Folgenden gehen wir in einigen Beispielen darauf ein, was dieses Weingut so speziell und zu einem Pionier macht.

Torres – die Weinpioniere

Das Weingut wurde 1870 von den Brüdern Jaime und Miguel Torres Vendrell im katalanischen Ort Vilafranca del Penedès gegründet und wird heute in fünfter Familiengeneration geführt. Neben dem Stammsitz in der Penedès-Region sind im Laufe der Zeit weitere Weingüter in den spanischen Appellationen Priorat, Rueda, Ribera del Duero, Rioja und Rias Baixas sowie in Übersee in Chile und den USA hinzugekommen. Zusammen bewirtschaften die zu Familia Torres gehörenden Weingüter über 2000 Hektar Rebland.

Torres ist nicht allein aufgrund einer 150-jährigen Tradition eines der bedeutendsten spanischen Weingüter, sondern vor allem wegen seiner Innovationen: Heute leiten die Geschwister Miguel und Mireia Torres die Geschicke des Betriebs. Ihr Großvater füllte als erster Weinmacher in Katalonien Stillweine in Flaschen ab. Und Vater Miguel A. Torres führte in den 1960er-Jahren als erster spanischer Winzer überhaupt Edelstahltanks für die Vergärung der Weine und eine Drahtrahmenerziehung im Weinberg ein. 

Dies waren bahnbrechende Entwicklungen für den damaligen spanischen Weinbau: Edelstahltanks, die eine temperaturkontrollierte Gärung erlauben, sorgten insbesondere in einem heißen Land wie Spanien für einen enormen Qualitätsschub in der Weinerzeugung. Die Drahtrahmenerziehung ermöglicht unter anderem mehr mechanische Arbeit im Weinberg und bringt ökonomische Vorteile mit sich.

Last, but not least war Miguel A. Torres der wohl erste spanische Weinmacher, der internationale Trauben wie Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Merlot in Spanien in größerem Maße einführte. Die Anzahl der Rebsorten, die heute bei Torres allein im katalanischen Stammland im Anbau sind, ist beeindruckend: Sie umfassen autochthone Trauben wie Garnacha, Sumoll und Querol sowie eine enorme Bandbreite internationaler Sorten wie die oben Genannten französischen Reben bis hin zu Riesling, Gewürztraminer und viele mehr. 

Die Rebenerziehung am Drahtrahmen, hier in der Rioja, ist inzwischen das gängige System in Spanien. Es wurde von Torres in den 1960ern eingeführt (Foto: T. Götz).

Wegweisende Projekte zum Klimawandel

In einem Podcast mit dem britischen Master of Wine Tim Atkin spricht der heutige Geschäftsführer Miguel Torres Maczassek über die besonderen Anforderungen eines familiengeführten Weinguts und die Verpflichtungen, die damit einhergehen: „Ein Familienweingut ist ein langfristiges Geschäft. Es ist kein Geschäft für einen selbst, sondern für die Kinder. Es ist wie ein Fackellauf, bei dem du die Fackel ab einem bestimmten Punkt weitergibst.“ So spricht die heutige fünfte Generation – Miguel Torres ist mit einer Amerikanerin verheiratet, das Paar hat drei Kinder.

Weil das Weingut Torres langfristig und Generationen übergreifend denkt, waren die Meldungen zum Klimawandel in den 2000er-Jahren ein echter Grund zur Sorge, fährt Miguel Torres Maczassek in besagtem Podcast fort. Die Frage, die sich daraus für das Weingut stellte, lautet: Wie kann der Fortbestand des Weinguts im Zuge des Klimawandels für die künftigen Familiengenerationen gesichert werden?

Auf Basis dieser Fragestellung entwickelte Torres bereits ab dem Jahr 2007 zwei wegweisende (Forschungs-)Projekte.

1) In einer ersten Maßnahme geht es darum, als produzierendes Weingut den Ausstoß von CO2 zu verringern und schlussendlich komplett CO2-neutral in der Produktion zu werden. Seit 2008 hat Torres die CO2-Emissionen pro Flasche nach eigenen Angaben um 30 Prozent gesenkt. Bis 2050 will das Weingut komplett CO2-neutral produzieren. 

Darüber hinaus hat Familia Torres die Initiative International Wineries for Climate Action ins Leben gerufen, der Weingüter aus Europa und Übersee angehören und die sich alle verpflichten ihre CO2-Emissionen schrittweise bis 2050 so zu senken, dass sie klimaneutral arbeiten. 

2) Ein zweiter Punkt setzt sich damit auseinander, wie der zukünftige Weinbau in einem sich erwärmendem Klima bestehen kann. Der Klimawandel hat dazu geführt, dass sich die globale Durchschnittstemperatur seit dem 19. Jahrhundert um ein Grad Celsius erhöhte, was extreme Naturereignisse wie Dürren, Waldbrände, Hagel und Überschwemmungen häufiger macht. Allein in Katalonien – wo sich die meisten Weinberge von Familia Torres befinden – ist die Durchschnittstemperatur in den letzten fünfzig Jahren um 1,2°C gestiegen.

Zum einen experimentiert Familia Torres mit neu angelegten Weinbergen in Höhenlagen. So erstand das Weingut ein mehrere Hektar großes Grundstück auf 1250 m Höhe in den aragonesischen Pyrenäen. Hier legte es einen Testweinberg mit spanischen und internationalen Sorten an, um herauszufinden, welche Reben in dieser extremen Höhe am besten zurecht kommen. Die Idee dahinter ist: Je höher ein Weinberg liegt, umso kühler das Klima, umso langsamer und besser reifen die Trauben. Ein Aspekt des spanischen Weinbaus der Zukunft besteht also darin noch stärker in die Höhe zu gehen, als es bereits der Fall ist.

In der katalanischen Heimatregion Penedès besitzt Familia Torres allerdings viele Weinberge auf eher niedrigen 300 bis 400 Metern Meereshöhe. Trotz der Erschließung neuer Höhenlagen will man diese Ländereien natürlich nicht aufgeben: „Mit dem Klimawandel“, sagt Miguel Torres, „werden wir mehr auf spätreifende Rebsorten setzen müssen. Je später sie reifen, umso aromatischer fallen sie aus; sie enthalten mehr Säure und ergeben besser balancierte Weine.“

Spätreifende Sorten sind zum Beispiel Monastrell und die in Katalonien heimischen Trepat und Carinena. Des Weiteren hat Familia Torres in einem beispiellosen Projekt insgesamt 62 praktisch ausgestorbene katalanische Rebsorten mittels Genbanken ermittelt und rekultiviert und daraus sechs Trauben als besonders geeignet für die Zukunft ausgemacht. Von diesen Sorten mit Namen wie Forcada, Moneu und Pirene gibt es bereits erste Versuchsweine. Alle zeichnen sie sich durch viel Säure, sprich Frische, aus – also eine Eigenschaft, die in Zukunft im mediterranen Weinbau bei Rebsorten besonders gefragt sein wird.

Aber warum sind diese alten katalanischen Reben einst ausgestorben? Torres glaubt, dass die Sorten teils aus Römerzeiten, teils aus dem Mittelalter stammen und aufgrund ihrer spätreifenden und säurebetonten Eigenschaften gut zum damaligen Klima passten. Im 17. und 18. Jahrhundert gab es dann eine kleine Eiszeit in Europa, in der das Klima leicht abkühlte. Eine These besagt, dass diese Sorten im Zuge der Abkühlung nicht mehr vollständig ausreiften, so dass sie im Weinbau nicht mehr zum Einsatz kamen. Mit einem sich nun wieder erwärmenden Klima ändert sich dieser Sachverhalt, und Pirene, Forcada & Co. stellen plötzlich eine vielversprechende Option für die Zukunft dar. 

Dank dieser visionären und beispielhaften Forschungsarbeit von Familia Torres werden wir in Zukunft also Weine aus Rebsorten trinken, die eigentlich für immer verloren schienen. Bis es so weit ist, dürfen wir uns an den großartigen Torres-Gewächsen aus bekannten Trauben erfreuen. Weine von Familia Torres finden Sie über diesen Link im Shop von Vino&Alma.


Titelbild: © Familia Torres, D.O. Penedès

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