Spanien ist das Land von Tempranillo, Monastrell und Garnacha, von Albariño, Godello und Verdejo. Insgesamt kultivieren Spaniens Weinmacher über 200 autochthone Rebsorten auf rund eine Million Hektar Rebland. Die Schatztruhe an einheimischen Sorten ist also prächtig gefüllt. Mal sind diese Trauben landesweit im Anbau (z. B. Tempranillo), meistens aber nur regional. Die Pflege und der Anbau autochthoner Reben macht insofern Sinn, als dass sich diese über Jahrhunderte an die lokalen und regionalen Begebenheiten (Klima, Böden) angepasst haben. Albariño und Galicien, Monastrell und Murcia gehören quasi zusammen wie Romeo und Julia.
Allseits bekannte internationale Reben sind in Spanien ebenfalls zu Gast, bzw. sind dort heimisch geworden. In Zahlen gemessen, kommen die internationalen Sorten jedoch auf deutlich weniger als zehn Prozent des landesweiten Weinanbaus. Immerhin werden aus Chardonnay & Co. einige Prestigeweine gewonnen. Zudem sind die Reben in einzelnen Gebieten durchaus prominenter vertreten. Über die rote Cabernet Sauvignon in Spanien haben wir bereits einen eigenständigen Beitrag auf unserm Vino-&-Alma-Blog veröffentlicht. In diesem Artikel gehen wir nun auf weitere nennenswerte internationale Trauben in Spanien ein. Alle sind sie französischen Ursprungs.
Zwei weiße Trauben: Chardonnay und Sauvignon Blanc
Die weltbekannte Burgundersorte Chardonnay wird wahrlich nicht mit Spanien in Verbindung gebracht. Dennoch ist sie die mit Abstand am häufigsten kultivierte internationale Weißweinrebe im Land. Traditionell stark ist die Chardonnay in den nordspanischen Appellationen Navarra und Somontano. Einer der am höchsten bewertete Weißweine Spaniens kommt vom Weingut Chivite (D.O. Navarra). Der „Chivite Colección 125“ wird zu 100% aus Chardonnay-Trauben gewonnen.
Seit den 1990er-Jahren ist die Chardonnay-Rebe darüber hinaus als Cava-Sorte zugelassen, was ihr in Katalonien ebenfalls zu steigender Beliebtheit verhalf. Die Cava-Schaumweine sind stets eine Cuvée aus weißen Reben, die sich – je nach Erzeuger – aus den katalanischen Trauben Parellada, Macabeo, Xarello und eben der internationalen Chardonnay zusammensetzt.
Die Chardonnay ist auch deshalb auf der ganzen Welt verbreitet und bekannt, weil sie in praktisch allen Klimazonen gedeihen kann. Die Rebe kommt mit Hitze und Trockenheit ebenso klar wie in kühlen und regenreichen Gebieten. Somit findet sich die Traube nicht nur in Nordspanien, sondern selbst in Andalusien wieder. Ähnlich vielseitig – fast wie ein Chamäleon – ist die Chardonnay im Duft und Geschmack. Manchmal wirkt sie geradezu verspielt blumig, frisch und feinnervig. Wird sie im Holzfass ausgebaut, kann sie wiederum enorm kraftvoll, buttrig und opulent daherkommen. Probieren Sie aus unserem Vino-&-Alma-Shop gerne die leichtere und fruchtige Version von Cotos de Haya.
Auf der Welt kaum weniger bekannt und populär ist die Sauvignon Blanc. Die Traube stammt ursprünglich aus dem Loire-Gebiet und ist in Spanien viel weniger präsent als die zuvor genannte Chardonnay. Allerdings spielt die Sauvignon Blanc in einer spanischen Appellation eine durchaus prominente zweite Geige. Und zwar in der D.O. Rueda, dem spanischen Weißweingebiet schlechthin. „Rueda? Das ist doch Verdejo!“, mögen Sie jetzt zurecht fragen und anmerken. Das stimmt absolut. Trotzdem: Es findet sich in der D.O. Rueda mittlerweile kaum mehr ein Erzeuger, der neben diversen Verdejo-Weißweinen nicht auch einen sortenreinen Sauvignon Blanc im Angebot hätte. Einen tiptop Sauvignon Blanc aus Rueda – frisch, grasige Noten und grüne Frucht – halten wir auch in unserm Vino-&-Alma-Shop bereit. Er kommt vom renommierten Weingut José Pariente.
In der D.O. Rueda wird neben Verdejo auch Sauvignon Blanc angebaut
Zwei rote Trauben: Syrah und Petit Verdot
Die Heimat der Rotweinrebe Syrah ist das Rhone-Tal. Von dort aus hat sie einen Siegeszug um die ganze Welt angetreten, der sie freilich auch ins Nachbarland auf der iberischen Halbinsel führte. Die Syrah verträgt Hitze und Trockenheit, das macht die Sorte neben weiteren positiven Eigenschaften für den spanischen Weinanbau attraktiv.
Die Syrah kann tanninbetonte, dicht strukturierte und komplexe Rotweine ergeben. In den mediterran geprägten katalanischen Appellationen Priorat, Terra Alta und Empordá wird die Traube in der Regel als Cuvée-Partner von Garnacha eingesetzt. Begeben wir uns weiter südlich, dann treffen wir in valencianischen Anbaugebieten und in Murcia immer häufiger auf sortenrein gekelterte Syrah-Rotweine, wie zum Beispiel jenen von Bodegas Hydria in unserem Vino-&-Alma-Shop.
Weniger bekannt und weniger im Anbau ist die rote Petit Verdot. Die Sorte ist dennoch hochinteressant und in der Lage tiefgründige und opulente Weine zu ergeben. Weil die Traube spät ausreift (sogar noch später als Cabernet Sauvignon) ist sie äußerst geeignet für die langen und trockenen Spätsommer in Andalusien und La Mancha. Im Zuge des Klimawandels dürfte die Petit Verdot in diesen Gebieten zunehmend an Popularität gewinnen. Bereits jetzt gibt es einige ausgezeichnete Rotweine aus der Sorte, zum Beispiel von den Weingütern Los Aguilares und Friedrich Schatz (beide D.O. Sierras de Málaga) sowie von Dominio de Valdepusa (ein Vino de Pago in Kastilien-La Mancha). In unserm Vino-&-Alma-Shop bieten wir einen sortenreinen Petit Verdot von Bodegas Illana aus dem Weingebiet D.O. Ribera del Jucar an.
Vom Weingut Illana in der D.O. Ribera del Jucar kommt u.a. ein sortenreiner Petit Verdot.
Alles Frankreich oder was?
Das ist freilich nicht alles. Weitere französische Reben, beispielsweise die rote Merlot und weiße Viognier, sind in Spanien ebenfalls im Anbau. Wenngleich die spanischen Winzer diese Trauben selten sortenrein keltern, sondern vor allem als Verschnittsorten einsetzen.
Darüber hinaus gilt die Regel: „Es gibt nichts, was es nicht gibt!“ Auf ein derart großes und vielfältiges Weinland wie Spanien trifft das ganz besonders zu. So kommt es, dass ursprünglich deutsche, österreichische und italienische Trauben in Spanien ebenso ein zuhause gefunden haben: Die Riesling wird zum Beispiel von einigen Erzeugern in Alicante, La Mancha und Valencia kultiviert. Die Gewürztraminer hat wiederum ihre Anhänger in Somontano, in der Extremadura und in Teilen Kataloniens. Und selbst die allergrößten Exoten wie Lemberger, Muskattrollinger und Zweigelt werden in der andalusischen Serrania de Ronda angebaut und vinifiziert.