Grenache oder Garnacha? Spanische Trauben mit internationaler Karriere

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Im vorigen Beitrag auf Vino & Alma ging es um internationale Reben wie Chardonnay und Syrah, die sich im Weinbau in Spanien in den vergangenen vierzig Jahren etablierten. In diesem Artikel geht es nun um spanische Sorten wie Garnacha, Monastrell und Cariñena, die ihrerseits einen internationalen Siegeszug angetreten haben. Etwas seltsam erscheint dabei, dass jene Trauben in der Welt nicht unter ihrem ursprünglichen Namen bekannt sind, sondern unter der jeweiligen französischen Bezeichnung Grenache, Mourvèdre und Carignan. Warum das so ist, dazu am Ende dieses Beitrags mehr. Stellen wir zuerst einmal die spanischen Weltenbummler vor.

Garnacha = Grenache

Die Garnacha Tinta, so der vollständige Name, wurde erstmals vor etwa eintausend Jahren im nordspanischen Aragon entlang den Ufern des Ebro kultiviert. Aus der Rebe entstehen zumeist körperbetonte und konzentrierte Roteine. Da die Beeren in der Regel einen hohen Zuckergehalt erreichen, fallen die Weine zudem gerne alkoholisch aus. 

Schon im Mittelalter breitete sich die Garnacha im Mittelmeerraum aus und kam so nach Südfrankreich und Korsika. Als Grenache wird sie heute unter anderem im Roussillon und im südlichen Rhone-Tal angebaut. Dort stellt sie beispielsweise die Hauptsorte der weltbekannten Weine aus Gigondas und Chateauneuf-du-Pape dar. Durch die eher dezente Säure und das moderate Tannin der Traube entstehen weiche, geschmeidige und voluminöse Rotweine.

Bereits im 19. Jahrhundert gelangte die „Grenache“-Traube in die sogenannte Neue Welt. Beliebt war und ist sie vor allem in Kalifornien und Australien (Barossa Valley und McLaren Vale). Im Gegensatz zu Frankreich wird die Traube in Kalifornien und Australien häufig sortenrein ausgebaut, zum Beispiel im australischen Weingut S.C. Pannell (Unser Tipp: Grenache 2016, McLaren Vale). Insgesamt gehört die Grenache zu den weltweit am häufigsten kultivierten Rotweinsorten.

Spanien hat als Heimatland der Garnacha freilich viel zu bieten, und in unserem Vino-&-Alma-Shop halten wir eine große Auswahl dieser Gewächse bereit. Eines der besten Anbaugebiete für Garnacha ist zum Beispiel die katalanische D.O. Terra Alta, und dort ist wiederum Herencia Altes einer der besten Erzeuger:

Herencia Altes
Garnaxta Negra aus der D.O. Terra Alta

Monastrell = Mourvèdre

Im Südosten Spaniens – in den Autonomen Gemeinschaften Murcia und Valenciana – ist die Rotweinsorte Monastrell seit über 2000 Jahren zuhause. Es handelt sich um eine klassische Mittelmeerrebe, die Hitze und Trockenheit sehr gut verträgt. Somit war ihr Weg vorgezeichnet: Die Traube breitete sich im gesamten mediterranen Raum aus, einschließlich Nordafrika, wo sie noch heute in Algerien prominent vorkommt. 

Über die valencianische Hafenstadt Murviedro (heute Sagunt) gelangte sie nach Frankreich und erhielt dort den Namen „Mourvèdre“. Bis heute ist sie die Hauptsorte in der südfranzösischen Appellation Bandol (Provence). Des Weiteren ist sie im Roussillon und im Rhonetal verbreitet, wo sie häufig mit Syrah und Grenache verschnitten wird. 

Im 19. Jahrhundert gelangte die Traube nach Kalifornien. Dort hieß sie zuerst Mataró (benannt nach einer Hafenstadt nahe Barcelona), ehe sie in Mourvèdre umbenannt wurde. Ein sortenreines Gewächs kommt unter anderem vom Weingut Bonny Doon Vineyard (Old Telegram 2018, Central Coast). Darüber hinaus ist die Mourvèdre seit dem 19. Jahrhundert in den australischen Gebieten Barossa Valley und McLaren Vale beliebt.

Weine aus Monastrell bzw. Mourvèdre zeigen sich auf der ganzen Welt zumeist tiefrot, fleischig, körperreich und von samtiger Textur. Bei allen Unterschieden vereint die Anbaugebiete, dass es sich um heiße und trockene Regionen handelt. Die Monastrell-Traube benötigt nämlich viel Sonne, um vollständig auszureifen. In der Aromatik ist die Sorte vielschichtig. Die Frucht kann sich von reifer Himbeere bis hin zu gedörrten süßlichen Pflaumen bewegen.

Das „Parade-Gebiet“ für Monastrell in Spanien ist die D.O. Jumilla. Ein Top-Erzeuger ist das Weingut Bleda, das wir in unserm Vino-&-Alma-Shop empfehlen.

Bodegas Bleda
Monastrell aus der D.O. Jumilla

Cariñena = Carignan

Wie bei Grenache und Mourvèdre denkt quasi die ganze Welt, dass auch die Carignan ursprünglich aus Frankreich stammt. Das ist falsch. Die Rebsorte Cariñena ist nach einem gleichnamigen Ort und Weinbaugebiet in der Autonomen Gemeinschaft Aragon benannt, wo sie mindestens seit dem 13. Jahrhundert im Anbau ist. 

Wenngleich sie in Spanien auf deutlich weniger Fläche als Garnacha und Monastrell kommt, ist die Cariñena doch eine beliebte und bedeutende Sorte in Katalonien (zum Beispiel in der DOCa Priorat). In Frankreich – wo sie als Carignan firmiert – ist sie ganz besonders im Languedoc und im Roussillon verbreitet und beliebt.

Wie ihre Schwestern Garnacha und Monastrell hat sich die Cariñena früh im gesamten Mittelmeergebiet bis nach Israel und Nordafrika ausgebreitet. Auf Sardinien nennt man sie Carignano. Im 19. Jahrhundert hat es die Traube in die Neue Welt geschafft. In Australien, Kalifornien und Südafrika kennt man sie unter ihrem französischen Namen Carignan. Weil Kalifornien im Gegensatz zu Europa von einer Reblausplage verschont blieb, finden wir heute zum Teil über 150 Jahre alte Carignan-Stöcke bei kalifornischen Erzeugern. Ein Rotwein aus solchen alten Reben kommt vom Weingut Jessie’s Grove (Ancient Vine Carignane 2015, Lodi Wine Region).

Die Cariñena-Traube bringt neben guten Erträgen einige exzellente Eigenschaften mit, wozu ihre hohen natürlichen Säurewerte gehören. Mitunter ergibt die Traube ziemlich knackige und packende Rotweine. Aufgrund der präsenten Säure scheint die Cariñena bzw. Carignan im Zuge des Klimawandels geradezu prädestiniert, um frische wie vollmundige Rotweine in warmen Gebieten zu ergeben.

Einen Top-Rotwein aus 85% Cariñena (und 15% Garnacha) halten wir in unserm Vino-&-Alma-Shop vom Weingut Celler Masroig aus dem katalanischen Montsant bereit.

Celler Masroig
Cariñena aus der D.O. Montsant

Tempranillo = Aragonês

Und was ist mit Spaniens bekanntester und populärster Rotweinrebe, der Tempranillo?

Im Gegensatz zu den oben genannten „Spanien-Sorten“ ist sie weder in Frankreich, noch in den USA und Australien verbreitet. Zwar kennt man die Tempranillo im argentinischen Weinanbau (wo sie Tempranilla heißt). Sonderlich prominent vertreten ist sie jedoch nicht, und sie ergibt auch nicht die Spitzenqualitäten wie wir sie aus Spanien kennen.

Ein kleines (Wein-)Land gibt es dann aber doch, in dem die Tempranillo richtig gute Weine hervorbringt. Natürlich – ist man geneigt zu sagen – heißt sie auch in Portugal nicht Tempranillo, sondern „Tinta Roriz“ im Douro-Tal und „Aragonês“ im Alentejo. Jener Name verweist auf den Ursprung der Rebe im spanischen Aragon.

Wir bleiben bei Spanien und empfehlen Ihnen in unserm Shop folgenden Tempranillo vom Weingut Consejo aus der nordspanischen Appellation D.O. Cigales.

Bodegas Concejo
Tempranillo aus der D.O. Cigales

Grenache, etc.: Warum tragen spanische Sorten französische Namen? 

Kommen wir abschließend zur Frage, warum Rebsorten, die eindeutig aus Spanien stammen, in der Welt unter französischen Namen firmieren. Der Hauptgrund dürfte darin liegen, dass Frankreich der Nabel der Weinwelt war bzw. bis heute als solcher gilt.

Schauen wir uns die Fälle der Garnacha, Monastrell und Cariñena an, dann gibt es ein paar Gemeinsamkeiten. Es handelt sich um Rebsorten, die sich bereits vor vielen hundert Jahren im Mittelmeerraum ausgebreitet haben. So kamen sie früh nach Südfrankreich, wo sie sich etablierten und die eigenen Namen Grenache, Mourvèdre und Carignan erhielten.

Um 1850 erlebte der Weinanbau in der sogenannten „Neuen Welt“ einen Boom. Weinmacher in den USA und Australien orientierten sich stark an Frankreich, das damals (und heute noch) als das Nonplusultra im Weinanbau galt. Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Noir und Chardonnay wurden eingeführt und kultiviert. Natürlich auch Carignan, Grenache und Mourvèdre – die zwei Letztgenannten als Trauben der renommierten Weine aus Chateauneuf-du-Pape. 

Für die Winzer der Neuen Welt war es mit höherem Prestige und besseren Absatzchancen verbunden, auf französische Sorten (und Namen) zurückzugreifen. Abgesehen von den immens populären Süßweinen aus Málaga und Jerez war Spanien nämlich ein unbeschriebenes Blatt in der Weinwelt. Selbst das Rioja wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts bekannt, stand aber auch danach für lange Zeit im Schatten von Bordeaux, Rhone und Burgund.

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