Der Jahrgang beim Wein

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Was versteht man eigentlich unter dem Jahrgang eines Weins, und warum ist es für viele Weinliebhaber von Bedeutung, welchen Jahrgang sie trinken? Dies ist doch ein passendes Thema, um das Jahr 2021 abzuschließen. Für 2022 wünscht euch das Vino&Alma Team schon einmal alles Gute und viel Glück! Und nun rasch zum Jahrgang, bevor das Jahr zu Ende ist.

Was bedeutet Jahrgang?

Man kann es kurz und knapp sagen: Mit Jahrgang ist in der Weinsprache das Jahr der Weinblüte und Weinernte gemeint und nicht etwa das Abfülldatum eines Weins (welches durchaus einige Jahre nach der Weinernte liegen kann). In europäischen Ländern beginnt die Vegetationsperiode im März und April, und die Weinernte findet in der Regel im Spätsommer oder Herbst des selben Jahres statt. Und eben dieses Jahr, um es nochmals zu wiederholen, wird später auf der Flasche als Jahrgang aufgeführt.

Nach europäischem Recht ist es nicht verpflichtend, den Jahrgang eines Weins auf dem Etikett anzugeben. Nahezu alle Erzeuger machen dies jedoch freiwillig, denn viele Konsumenten legen Wert auf diese Angabe. Wer den Jahrgang aufführt, muss garantieren, dass mindestens 85% der Trauben des Weins in dem genannten Jahr geerntet wurden. Ein Verschnitt von bis zu 15% mit anderen Jahrgängen ist also möglich.

Es gibt vereinzelte Ausnahmen: Sherrys aus Andalusien werden im sogenannten Solera-System ausgebaut und stellen einen Verschnitt vieler Jahrgänge dar. Eine Jahrgangsangabe fehlt deshalb bei nahezu allen Sherrys. Auch Champagner ist häufig eine Cuvée vieler Jahrgänge. Ergo enthalten die meisten Champagner keine Nennung des Jahrgangs. Stattdessen geben manche Erzeuger das Datum des Degorgierens an, also der Zeitpunkt, an dem das Hefedepot entfernt und die Flasche final verkorkt wird.

PS: Auf der südlichen Erdhalbkugel verläuft die Vegetationsperiode anders als in Europa. In Südafrika geschieht die Weinlese zwischen Februar und April, während die Weinblüte noch im kalendarischen Vorjahr stattfindet. Hier gilt als Jahrgang das Jahr der Weinlese.

Inwiefern prägt der Jahrgang einen Wein?

Wein ist heutzutage häufig ein reines Industrieprodukt, das mit der Zugabe von Säuren, Aromenkonzentraten und zahlreichen weiteren Mittelchen aufgepimpt und standardisiert wird. Unterschiede sollen ausradiert und ein möglichst gleichmäßiges Produkt geschaffen werden.

Bei Erzeugern, die auf handwerklich gemachte Weine und minimal Intervention (möglichst wenige Eingriffe im Keller) setzen, drückt sich der Jahrgang hingegen immer im Wein aus. Denn selbstverständlich hängen das Wachstum der Rebe und die Entwicklung der Trauben davon ab, wie viele Sonnenstunden und Niederschlagsmengen das jeweilige Jahr bietet, ebenso wie sich der Niederschlag übers Jahr verteilt und ob die Temperaturen im Verhältnis zu anderen Jahren kühl oder warm ausfallen. Ein eher kühles Jahr ergibt in der Regel Weine mit mehr Säure und weniger Alkohol; während in einem heißeren Jahr die Weine tendenziell weniger Säure und mehr Alkohol enthalten.

Darüber hinaus können extreme Hitzewellen im Sommer, Frost im Frühjahr oder Herbst sowie Starkregen einen prägenden Einfluss auf die Qualität eines Jahrgangs nehmen. Auch die Wetterbedingungen während der Weinernte sind elementar wichtig: Im Idealfall findet die Lese bei trockenen, allerdings nicht heißen Bedingungen statt. Dies vermindert zum einen die Gefahr eines Fäulnisbefalls und zum anderen oxidieren die Trauben weniger schnell.

Was macht gute und schlechte Jahrgänge aus?

Aus der Summe und dem Zusammenspiel der oben genannten (und weiterer) Faktoren leitet sich das Wesen eines Jahrgangs ab. In einem südeuropäischen Land wie Spanien sind nahezu alle Landesteile von der Sonne verwöhnt. Eine ausreichende Menge an Niederschlag, die sich gut übers Jahr verteilt sowie das Ausbleiben von Hitzewellen stellen Parameter für einen guten Jahrgang dar. In einem solchen Fall reifen die Trauben gleichmäßig. Die Balance des Jahrgangs kann zu einer Balance im Wein führen.

Nördliche Gebiete haben für gewöhnlich andere Probleme als Hitzewellen und Trockenheit. In Gebieten wie der Champagne oder Mosel sind ein warmer, sonniger Spätsommer und Frühherbst wichtig, damit die Trauben ausreifen können. Es gibt Jahrgänge in diesen Regionen, bei denen die Trauben nicht vollständig ausreifen (wenngleich durch den Klimawandel diese Jahre immer seltener werden). Generell kann man sagen, dass im mediterranen Raum die Unterschiede zwischen Jahrgängen zwar bestehen, aber nicht ganz so groß wie in kühlen Zonen ausfallen. Das hat damit zu tun, dass am Mittelmeer selbst in einem „kühlen“ Jahr die Trauben voll ausreifen.

Die Bewertung von Jahrgängen

Die Einstufung eines Jahrgangs ist für Prestigegebiete wie zum Beispiel das Bordeaux von großer Bedeutung. Je nachdem ob der Jahrgang eines Weins als herausragend oder schwach angesehen wird, variieren die Preise dieses Weins enorm.

Die Beurteilung von Jahrgängen obliegt zum einen Weinkritikern. Robert Parker wurde letztlich zum weltweit berühmtesten und angesehensten Kritiker, weil er den 1982er im Bordeaux als ganz groß ansah, während alle Kollegen ihn als schwach einstuften.

Zum anderen stufen die Anbaugebiete selbst die Qualität ihrer Jahrgänge ein. In Spanien ist es der Kontrollrat eines DO-Gebiets, dem diese Aufgabe zukommt. Meistens existieren Einteilungen in fünf Stufen. Sie lauten: Herausragend / Sehr gut / Gut / Normal / Mittelmäßig.

In Rioja gilt laut Kontrollrat der Jahrgang 2011 als herausragend. Diesbezüglich lautet unsere Weinempfehlung:

Prado Enea Gran Reserva (2011)Prado Enea Gran Reserva (2011)

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Ein Wein für die besonderen Momente! Weinregion: D.O.C. Rioja Weingut: [...]
56.90€

In Ribera del Duero hat der zuständige Kontrollrat das Jahr 2015 als herausragend eingestuft. Auch hierfür halten wir einen Weintipp parat:

Lambuena Crianza (2018)Lambuena Crianza (2018)

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Ein wunderbar edler Crianza aus dem Herzen der Ribera del Duero! Weinregion: D.O. [...]
18.90€

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