Die D.O. Toro, auf Spanisch Stier, gehört zu den wichtigsten Anbaugebieten entlang des Flusses Duero. Die Appellation hat sich international einen Namen für kraftvolle Rotweine gemacht, die zu den konzentriertesten in ganz Spanien zählen. Gekeltert sind diese Weine aus der Rebsorte Tempranillo, die vor Ort allerdings Tinta de Toro heißt. In diesem Beitrag gehen wir auf das Terroir und die Traube ein.
Weinbau entlang des Duero
Eines der Hauptmerkmale des Duero-Tals ist die Höhenlage. Obwohl man es aufgrund der relativ flachen Landschaft kaum glauben würde, befinden sich die Weinberge entlang des Flusses auf 600 bis 1.100 Metern Höhe. Während die Tagestemperaturen im Sommer auf bis zu 40°C und manchmal sogar höher ansteigen, sorgt diese Höhe für enorme Temperaturabfälle in der Nacht, was wiederum die Zuckerproduktion der Trauben verlangsamt und somit ausgleichende Säure und frische Fruchtaromen besser erhalten bleiben.
Darüber hinaus handelt es sich um eine sehr trockene Region, in der die Niederschläge kaum höher als 400 mm im Jahr liegen. Die Entfernung zum Atlantik, zur spanischen Nordküste, beträgt zwar nur 200 Kilometer. Doch die vorgelagerte Bergkette Picos de Europa verhindert, dass Regenwolken ins Landesinnere ziehen und schneidet das Duero-Gebiet so von jeglichem atlantischen Einfluss ab.
Toro ist ein Nachbargebiet der DO Rueda, die wiederum an die berühmte DO Ribera del Duero grenzt. Alle drei Weingebiete haben in den vergangenen dreißig Jahren einen rasanten Aufstieg erlebt. Während sich Rueda nahezu ganz auf Weißweine spezialisiert, steht in Toro und Ribera del Duero der Rotwein im Fokus, gekeltert aus Spaniens Nationaltraube Tempranillo. Toro, sagt man zurecht, produziert nochmals potentere und kraftvollere Weine als Ribera del Duero und liegt in dieser Kategorie ebenfalls weit vor Rioja. Aber weshalb ist das so?

Tinta de Toro: Tempranillo anders
Der lokale Klon der Tempranillo heißt Tinta de Toro: Die Traube kommt auf 85 Prozent der Rebfläche des rund 8.000 Hektar großen DO-Gebiets. Aufgrund der Höhenlage und der äußerst intensiven Sonneneinstrahlung sind die Beerenschalen dicker als jene der Tempranillo im moderateren Klima der Rioja. Dieser Umstand ergibt in Toro logischerweise kraftvollere, körperreichere und dunklere Weine als in der Rioja, denn in den Beerenschalen befinden sich die Farb- und Gerbstoffe. Ein weiterer Faktor ist diesbezüglich die große Anzahl alter, ertragsarmer Buschreben im Gebiet. Sie bedecken erstaunliche 80 Prozent der Weinberge von Toro und liefern ebenfalls dickschalige, sehr kleine und konzentrierte Trauben.
Man kann also sagen, dass Hochlage, hohe Sonneneinwirkung und alte Reben die drei Hauptfaktoren des Terroirs bilden und sich entsprechend in muskulöse, dicht strukturierte Rotweine übersetzen. Toro-Weine sind zweifellos spanisches Vollblut par exzellence.