Die DOCa Rioja ist Spaniens bekannteste und mit Abstand erfolgreichste Weinregion. Sowohl im nationalen Markt als auch beim Export steht Rioja vor allen anderen spanischen Appellationen an erster Stelle. Mit 66.200 Hektar ist die DOCa Rioja außerdem das zweitgrößte Anbaugebiet des Landes. Diese Größe deutet darauf hin, dass es nicht das eine, sondern viele Riojas gibt. Folglich ist die Weinbauregion in die drei Subzonen Rioja Alavesa, Alta und Oriental eingeteilt. In diesem Beitrag gehen wir auf den Charakter der jeweiligen Subzonen ein.
Geografie und Terroir der DOCa Rioja
Aufgrund der besonderen geografischen Lage ist die Rioja ein gesegnetes Weingebiet. Zum einen befindet sich die nordspanische Region nah am Atlantik. Zum Golf von Biscaya beträgt die Entfernung weniger als 100 Kilometer. Vorgelagert zum Atlantik befindet sich der Bergzug Sierra de Cantabria. Die Berge sind mit um die 1500 m.ü.NN hoch genug, um ins Land hereinziehende Regenwolken aufzuhalten. Die Gipfel sind aber auch nicht so hoch, dass sie alle Wolken blockieren würden. Ein Teil der Feuchtigkeit und Kühle dringt über die Bergkuppen ins Gebiet hinein. Somit ist in der Rioja ein gemäßigter atlantischer Klimaeinfluss zu spüren. Kurz gesagt: Nicht zu viel, aber ausreichend Regen.

Zum anderen ist die Rioja nach Süden von der Sierra de la Demanda eingegrenzt. Dieser höhere Bergzug blockt die Rioja zum sehr heißen Zentralspanien ab und verhindert, dass die heiße Luft von dort aus ins Gebiet hereinziehen kann. Folglich kann man auch hier von einem gemäßigten, in diesem Fall kontinentalen Klima sprechen. Die Sommer sind in der Rioja durchaus heiß und die Winter kalt, aber sie sind nicht so extrem heiß bzw. extrem kalt wie weiter landeinwärts, etwa in Ribera del Duero.
Einen dritten wichtigen geografischen Faktor stellt der Fluss Ebro dar. Er durchzieht die DOCa Rioja von West nach Ost auf etwa 120 Kilometer Länge. Im breiten Tal des Ebro findet, rechts und links vom Fluss, ein Großteil des Weinbaus statt. In seinem weiteren Verlauf mündet der Ebro ins Mittelmeer. Das Tal, das er bildet, ist wie ein Korridor, durch den warme mediterrane ins Land und bis in die Rioja hineinziehen kann. Somit herrscht im Gebiet neben dem erwähnten atlantischen und kontinentalen Einfluss auch ein gemäßigtes mediterranes Klima. Die Rioja bekommt im Grunde das beste von allen Welten ab.
Rioja Oriental – die mediterran geprägte Zone
Rioja Oriental erstreckt sich durch die östliche Hälfte der DOCa Rioja. Da das Gebiet flussabwärts und somit näher am Mittelmeer liegt, hat es einen stärkeren mediterranen Einfluss, ist also heißer und trockener als die anderen beiden Zonen. Im breiten Ebrotal wächst Wein auf 300 bis 400 Metern Höhe. Teils befinden sich Weinberge an den Berghängen, die das Gebiet einfassen. Dann geht es auf bis zu 750 Meter hoch. Da das Klima wärmer als in den anderen Zonen ist, fallen die Weine in der Regel reifer und konzentrierter aus.

Früher hieß die Zone Rioja Baja. 2018 erfolgte die Umbenennung in Rioja Oriental. Durch das wärmere Klima gedeiht hier die spätreifende Sorte Garnacha sehr gut. Einst war sie die am häufigsten angebaute Sorte in Rioja Oriental. Doch mittlerweile dominiert auch hier die Tempranillo. Nichtsdestotrotz nimmt die Garnacha einen wichtigen Platz ein. Klassische Rioja-Weine bestehen aus der Hauptsorte Tempranillo, ergänzt um Garnacha, die eine weiche Saftigkeit einbringt und Graciano oder Mazuelo, die dem Wein seine Tanninstruktur geben.

Finca Manzanos Gran Reserva (2010)
Rioja Alavesa – die atlantisch geprägte Zone
Die Subzone Rioja Alavesa gehört zum Baskenland. Sie liegt nördlich des Ebro-Flusses, unmittelbar am Fuße der Sierra Cantabria und somit am nächsten zum Atlantik. Anders als Rioja Oriental ist das Gebiet nicht mehrheitlich flach, sondern hügelig, mitunter schroff bergig, und der Weinbau findet auf 450 bis 800 Metern statt.
Rioja Alavesa ist die kühlste Subzone der DOCa Rioja, der atlantische Einfluss ist hier am deutlichsten spürbar. Wegen des kühleren Klimas reift die Tempranillo (eigentlich eine frühreifende Sorte) hier langsamer. In Rioja Alavesa kann die Traube frische Säure besser konservieren und markantes Tannin aufbauen. Aufgrund dessen wird die Tempranillo in Alavesa gerne auch sortenrein ausgebaut, wie bei folgender Crianza. PS: Die Begriffe Crianza, Reserva und Gran Reserva haben wir schon einmal in diesem Beitrag genauer beleuchtet.

Altún Crianza (2017)
Rioja Alta – die klassische Subzone
Schaut man auf die Weingüter, dann weist die Subzone Rioja Alta sicher die größte Tradition auf: Viña Tondonia, Viña Pomal, CVNE, Marques de Murietta, La Rioja Alta und Muga, um nur ein paar der großen und altgedienten Namen zu nennen. Wie Alavesa ist auch in Alta der Einfluss des Atlantiks spürbar und das Klima ist kühler als in Oriental. Gleichwohl schwappt auch ein wenig mediterrane Luft ins Gebiet, so dass Rioja Alta einen echten Mix darstellt.
Größtenteils wird Wein auf 400 bis 600 Metern angebaut. Doch im Zuge der Erderwärmung suchen die Winzer vermehrt nach höheren Lagen. Da Rioja Alta von Bergen umgeben ist, werden sie leicht fündig. An den Ausläufern von Sierra de la Demanda und Sierra de Cameros wächst Wein mittlerweile auf beinahe 900 Metern Höhe. So ändert sich auch in der traditionsreichen Rioja Alta der Weinbau. Was aber bleibt, ist die traditionelle Cuvée aus der Hauptrebe Tempranillo, ergänzt um Garnacha und Graciano, wie bei folgendem Wein.

Señorío de Peciña Reserva (2014)
Titelbild: © Thomas Götz