Ein ungleiches Paar – die zwei meist angebauten Rebsorten in Spanien

by on

Laut spanischem Agrarministerium werden in Spanien 183 Rebsorten im kommerziellen Weinbau kultiviert. Diese Zahl klingt nach viel, wird aber dadurch relativiert, dass die zehn am meisten angebauten Sorten auf 76 Prozent der gesamten Rebfläche kommen. Darüber hinaus sind in keinem anderen Weinland der Welt zwei Trauben derart dominant wie in Spanien: Die weiße Airén und die rote Tempranillo stellen gemeinsam sage und schreibe 43 Prozent der spanischen Rebfläche. In diesem Beitrag gehen wir auf diese Trauben und Entwicklungen im spanischen Weinbau ein.

Tempranillo beherrscht die Rotweintrauben

Spanien ist in der Fläche das größte Weinland der Welt, und dies, obwohl sein Rebbestand von 1,64 Millionen Hektar im Jahr 1980 auf 941.000 Hektar in 2021 schrumpfte. Das ist ein enormer Verlust von rund 700.000 Hektar, der in etwa dem Siebenfachen der gesamten deutschen Rebfläche entspricht.

Trotz diesem Schwund an Rebfläche konnte die Tempranillo ihre Fläche von 32.100 Hektar im Jahr 1980 auf 202.200 Hektar im Jahr 2020 vergrößern. Andere Rotweinsorten wie Garnacha, Bobal und Monastrell lagen bis in die 1990er-Jahre vor der Tempranillo. Sie verloren aber stark an Fläche und wurden von ihr überholt. Heute hält die Tempranillo 21,5 Prozent Rebflächenanteil unter den spanischen Trauben. Ihre Dominanz wird auch im Verglich mit den anderen großen Weinbauländern deutlich. Die am häufigsten kultivierte Traube Frankreichs ist die Merlot. Sie kommt dort auf 14 Prozent Rebflächenanteil. In Italien ist es die Sangiovese mit nur 8 Prozent.

Aber wie kam dieser enorme Zuwachs und die Herrschaft der Tempranillo in Spanien zustande? Wie gesagt, bis in die 1980er-Jahre war Tempranillo nur eine Traube unter vielen. Sie hatte allerdings den Vorteil die Hauptsorte der berühmten DOCa Rioja zu sein. Spanien war durch die Franco-Diktatur (1939-1977) lange Zeit ein verarmtes und wirtschaftlich isoliertes Land. So richtig öffnete sich das Land erst in den 1980ern, als 1986 der Beitritt zur EU erfolgte. Dies hatte einen riesigen Zuwachs der Weinexporte zur Folge – von 460 Millionen Liter (1986) auf 2.396 Millionen Liter (2015), ein Anstieg von 420 Prozent in dreißig Jahren. Und nun kommt der Punkt: Nahezu überall in Spanien setzten Weinerzeuger auf die Strahlkraft und Bekanntheit der Tempranillo, weil sie sich mit dieser Rebsorte bessere Exportchancen versprachen. Ergo ersetzten sie bestehende Rebenpflanzungen mit Tempranillo, und so reüssierte die Traube in zahlreichen spanischen Regionen.

Expression Tempranillo (2021)Expression Tempranillo (2021)

Expression Tempranillo (2021)

Fruchtiger Tempranillo zum TOP-Preis! Weinregion: D.O. Ribera del [...]
6.90€
El Coto Crianza (2019)El Coto Crianza  (2019)

El Coto Crianza (2019)

Der Klassiker aus der D.O.C. Rioja für Sie bei Vino&Alma! Weinregion: D.O.C. [...]
8.50€

Airén immer noch Rebsorte Nr. 1

Schaut man sich die Zahlen zu den Rebsorten in Spanien an, so steht da eine Weißweintraube an erster Stelle, die relativ unbekannt ist. Mit rund 205.000 Hektar liegt die weiße Airén noch knapp vor der Tempranillo im Ranking der spanischen Trauben. Aber warum kennt sie dann fast niemand? Dies liegt daran, dass selten Qualitätsweine aus ihr gekeltert werden, sondern die Sorte als Bulkwein ausgebaut wird, also als offene Fassware, die nicht abgefüllt wird. Stattdessen werden die Grundweine für die Brandyherstellung oder für die Weiterverarbeitung zu anderen Weißweinen hergezogen.

Obwohl die Tempranillo und Airén heute in der Fläche praktisch gleichauf liegen, kommen sie von einem ganz anderen Ausgangspunkt: Im Gegensatz zur Tempranillo verlor die Airén nämlich drastisch an Fläche von 479.000 Hektar in 1990 auf 205.000 Hektar in 2020. Und dieser Abstieg setzt sich fort.

Die Heimat der Airén sind die weiten Ebenen von Kastilien-La Mancha, der größten Weinbauregion der Welt. Hier trotzt sie den heißen und trockenen Bedingungen und war aufgrund ihrer Eigenschaften lange so populär. Zum einen kommt die Airén mit Trockenheit hervorragend klar und sie zeigt sich insgesamt gut resistent gegen zahlreiche Rebkrankheiten. Zum anderen ist sie äußerst fruchtbar und ertragreich. Für eine auf Massenweine ausgerichtete Produktion sind all diese Eigenschaften von großem Vorteil. Gleichwohl ist es auch so, dass die Airén qualitativ hervorragende Weine ergeben kann, sofern die Winzer auf eine konsequente Ertragsreduzierung setzen und im Keller etwa mit Feinhefeausbau und Mikrooxidation experimentieren. Erste vielversprechende Beispiel gibt es bereits, so dass die Airén nicht mehr allein für Masse, sondern bald auch für etwas Klasse stehen dürfte.

You may also like