Spaniens Rotweinsorten – not only Tempranillo

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Über 180 verschiedene Reben werden in Spanien zu Wein verarbeitet. Nachdem wir im vorangehenden Beitrag die wichtigsten weißen Sorten vorgestellt haben, blicken wir in diesem Blog auf zehn rote Rebsorten in Spanien. Zum einen sind es Trauben, die landesweit populär sind, beispielsweise Tempranillo. Zum anderen gibt es eine ganze Menge roter Sorten, die in bestimmten Regionen dominieren, weil sie sich perfekt ans dortige Klima angepasst haben. Dies sind zum Beispiel Monastrell im heißen und trockenen Südosten oder Mencía im kühleren und feuchteren Nordwesten.

Bobal

Eine lange Zeit unterschätzte Rebsorte, die nahezu ausschließlich für günstige Massenweine herangezogen wurde. Seit etwa 20 Jahren finden sich in den südostspanischen Anbaugebieten D.O. Utiel-Requena, D.O. Manchuela und D.O. Ribera del Jucar vermehrt Erzeuger, die es verstehen hervorragende Rotweine aus der Traube zu gewinnen. Bobal ergibt körperreiche, rot- und schwarzfruchtige Rotweine. Bei gekonntem Ausbau in Holzfässern oder in für die Region traditionellen Tonamphoren wird das eher rustikale Tannin der Traube fein poliert.

Casa de Illana
Bobal aus der D.O. Ribera del Jucar

Cariñena (Mazuelo)

Die Cariñena-Traube stammt ursprünglich aus dem gleichnamigen Weingebiet in Aragón. Heute ist sie vor allem in Katalonien beliebt. Für absolute Weltklasse steht die Sorte beispielsweise in der DOCa Priorat. Aufgrund einer hohen natürlichen Säure- und Tanninbildung ergibt sie frische, gut strukturierte und kraftvolle Rotweine. Wegen dieser Eigenschaften wird die Rebe in Katalonien gerne auch mit Garnacha in einer Cuvée vermählt. In der Rioja – wo die Traube Mazuelo heißt – wird sie öfters mit einem 5- bis 15-prozentigen Anteil mit Tempranillo verschnitten. Weltweit ist sie als Carignan bekannt.

Garnacha Tinta

Gleich mehrere rote Rebsorten aus Spanien haben ihren Ursprung am Flusslauf des Ebro in Aragón. So auch die Garnacha Tinta. In Aragon ist sie in den Appellationen D.O. Campo de Borja und D.O. Calatayud bis heute die Hauptsorte. Die Garnacha-Traube bringt viel Frucht und Konzentration mit. Säure und Tannin fallen hingegen eher moderat aus, die Weine entsprechend weich und dicht.

Es gibt allerdings nicht den einen Garnacha-Stil: Die Traube wird in ganz Spanien kultiviert und hält nach Tempranillo die zweitgrößte Anbaufläche inne. Weitere Hotspots sind Navarra, Katalonien und Madrid. Besonders die Garnacha-Rotweine aus den Höhenlagen der Sierra de Gredos westlich von Madrid sorgen mit ihrer Frische und Eleganz in den letzen Jahren für Furore. International bekannt ist die Traube unter dem Namen Grenache.

Nicht zu verwechseln ist die Garnacha (Tinta) mit der ebenfalls in Spanien heimischen „Garnacha Tintorera“. Letztgenannte Traube ist eine Kreuzung eben aus Garnacha Tinta und Petit Bouschet.

Bodegas Ruberte Garnacha Selección
Garnacha Tinta aus der D.O. Campo de Borja

Graciano (Tintilla de Rota)

Wie bei der bereits vorgestellten Mazuelo handelt es sich um eine traditionelle Verschnittrebe in der Rioja. Auch die Graciano verleiht mit zumeist 5 bis 15 Prozent Anteil so manchem berühmten Tempranillo-Wein mehr Frische und Rückgrat. Neuerdings entdecken Weinmacher in der Rioja und ebenso in der Extremadura und in Andalusien diese Rebe für den sortenreinen Ausbau. Im andalusischen Landweingebiet V.T. Cádiz führt die Graciano bei den roten Trauben den Rebsortenspiegel sogar an. Dort heißt sie allerdings Tintilla de Rota.

Finca Manzanos
Graciano aus der DOCa Rioja

Juan García (Mouratón)

Eine Rebsorte, die in der nordwestlich gelegenen Appallation D.O. Arribes und in Galicien (wo sie Mouratón heißt) zuhause ist. Die Juan García ergibt für Spanien untypische Rotweine mit heller transparenter Farbe und leichterem Körper. Die besten Weine erinnern in ihrer Eleganz an Pinot Noir. Ebenfalls wie die Pinot Noir verfügt die Juan García über dünne Beerenhäute. Und wie die Pinot Noir bevorzugt auch die Juan García ein kühleres Klima. Ihre Trauben entwickeln dann eine gute natürliche Säure. Ein Unterschied besteht darin, dass die Beeren der Juan García dick sind, weshalb die Sorte in Portugal auch “Negra Gorda” (“Schwarze Dicke”) genannt wird. 

Mencía

Eine weitere Rebsorte aus dem kühleren Nordwesten ist Mencía. Sie ist der Star unter den Rotweintrauben in der D.O. Bierzo und den galicischen Anbaugebieten D.O. Valdeorras und D.O. Ribeira Sacra. Mitunter ergibt sie dort hochfeine und einzigartige Rotweine, die mit bis zu 100 Parker-Punkten bewertet sind. Stilistisch gehen die Gewächse in die schlanke, saftige und frische Richtung bei mittlerem Körper und Tanningehalt.

Monastrell

Diese Sorte verträgt große Hitze und Trockenheit. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass Monastrell besonders in den südostspanischen Weingebieten von Murcia und Valenciana dominiert – namentlich in der D.O. Jumilla, D.O. Yecla, D.O. Bullas und D.O. Alicante. In jenen levantinischen Gebieten wird die Rebe seit über 2500 Jahren kultiviert. In anderen Ländern – insbesondere Frankreich – ist sie als Mourvèdre bekannt. Monastrell ergibt voluminöse Rotweine, die Aromen von reifen bis hin zu getrockneten Früchten und würzige Anklänge enthalten. Das ist spanisches Vollblut par excellence.

2 Bemoles
Monastrell aus der D.O. Bullas

Prieto Picudo

Diese rote Rebe ist hauptsächlich in Kastilien-León im Anbaugebiet D.O. Tierra de León anzutreffen. Aus ihr werden tendenziell leichtere und saftige Rotweine gekeltert, die mit feiner Aromatik überzeugen können. Auch für Roséweine wird Prieto Picudo gerne verwendet. Seltener kommt die Traube hingegen in der D.O. Bierzo vor, wo sie ab und zu in geringem Anteil mit Mencía verschnitten wird.

Rufete

Eine interessante Rotweintraube aus der D.O.P. Sierra de Salamanca. Die Rufete verfügt wie Pinot Noir über dünne Beerenschalen. Deshalb haben die Rotweine eine relativ helle Farbe und weiche Tannine. Die Beeren können zudem Säure gut konservieren, was ergänzend für Frische im Wein sorgt. Allgemein lässt sich sagen, dass die Rufete-Traube bei qualitätsorientierten Winzern fein ausbalancierte Gewächse ergibt, die schlank, mitunter zart und elegant wirken und selten über 13,5 Prozent Alkoholgehalt liegen. Die Weine erinnern an solche aus französischen Sorten wie Pinot Noir und Gamay.

Tempranillo (Tinta del País)

Und last, but not least, die „Nationaltraube“ Tempranillo. Sie ist die wichtigste und am häufigsten angebaute Rotweinsorte Spaniens. Die berühmte Kritikerin Jancis Robinson preist die Rebe als „Vereinigung von Cabernet Sauvignon und Pinot Noir“. Die Tempranillo, schreibt sie, berge die positiven Eigenschaften der Pinot Noir und der Cabernet Sauvignon in sich.

An dieser Charakterisierung ist durchaus etwas dran. Denn wie Pinot Noir kann die Tempranillo mit feiner Säure und weicher Textur einen eleganten Eindruck am Gaumen entfalten. Mit Cabernet Sauvignon wiederum gemeinsam hat sie die Fähigkeit, beachtliche Gerbstoffe zu entwickeln und Weine lange haltbar zu machen.

Tempranillo heißt übersetzt „Frühchen“. Das liegt daran, dass die Traube früher reift als andere. Man findet die Traube fast überall in Spanien. Sie mag kühle Nächte, und da nahezu ganz Spanien auf einem Hochplateau liegt, fühlt sie sich an vielen Orten zuhause. Ursprünglich stammt sie aus dem Ebrotal, und in der DOCa Rioja ist sie besonders bedeutsam. Ferner ist die Tempranillo die Hauptsorte in der D.O. Ribera del Duero (wo sie die Winzer auch Tinto Fino bzw. Tinta del País nennen). Dort werden große prestigeträchtige Weine wie Pingus und Unico aus ihr gewonnen.

Spanien – das ist wichtig zu betonen – ist zweifellos viel mehr als Tempranillo. Ohne Tempranillo – das darf man ebenfalls feststellen – wäre Spanien allerdings deutlich weniger.

Lambuena Roble
Tempranillo aus der D.O. Ribera del Duero

Rote Rebsorten in Spanien: Internationale Klassiker

Spaniens Weinmacher setzen hauptsächlich auf autochthone Rebsorten, von denen wir zehn in diesem Beitrag vorgestellt haben. Mengenmäßig führt Tempranillo die Rangliste der Rotweintrauben an, es folgen Garnacha Tinta, Bobal und Monastrell.

Darüber hinaus sind in Spanien bekannte internationale rote Rebsorten wie Syrah, Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Petit Verdot im Anbau. Insgesamt machen die internationalen Trauben allerdings deutlich weniger als zehn Prozent aus. Einen Blogbeitrag über internationale Reben im spanischen Weinbau haben wir auf diesem Blog bereits veröffentlicht.

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