Verdejo – Spaniens populärste Weißweinrebe

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Spanien gilt in unseren Breitengraden gemeinhin als Rotweinland. Es mag deutsche Weinliebhaber daher erstaunen, dass fast die Hälfte aller spanischen Rebflächen mit Weißweintrauben bestockt sind. Die Verdejo-Sorte ist eine davon. Und wenn wir von dieser Rebe sprechen, dann müssen wir im gleichen Atemzug auch das Anbaugebiet D.O. Rueda nennen.

Verdejo und Rueda – das ist eine Liebesbeziehung wie Riesling und Mosel. Die Weinregion erstreckt sich nordwestlich von Madrid auf einem Hochplateau in 700 bis 850 Metern Höhe. Im dortigen strengen kontinentalen Klima mit frostig kalten Wintern und trockenen heißen Sommern ist die Verdejo seit Jahrhunderten zuhause. Viel Sonne lässt die Trauben im August und September optimal ausreifen, und durch die kühlen Nächte in der Höhenlage entstehen frische Weißweine mit knackiger Säure.

Die Verdejo in Rueda

Eine ausgeprägte Frucht und hervorragende Säurewerte sind zwei markante Eigenschaften der Verdejo-Traube. Jene Kombination aus Frucht und Säure macht einen Wein „saftig“. Saftige Weine schmecken wiederum frisch und aromatisch. Und genau deshalb ist die Verdejo in Spanien so ungemein beliebt. Die aus ihr gekelterten Weißweine machen Spass zu trinken und passen prima als Begleiter zur spanischen Tapas-Kultur.

Aufgrund ihrer landesweiten Popularität wird die Verdejo mittlerweile auch in anderen Teilen Spaniens angebaut, zum Beispiel in La Mancha. Nirgends aber erzielt die Rebe so gute Ergebnisse wie an ihrem Hauptort Rueda.

Rueda ist eine Boom-Region: An den Gesamtumsätzen im spanischen Weinmarkt hält das Anbaugebiet elf Prozent Anteil und liegt somit hinter Rioja an zweiter Position. Betrachtet man nur die Weißweine, so kommen jene aus Rueda sogar auf satte 41 Prozent Marktanteil und sind landesweit die ganz klare Nummer Eins. Diese Zahlen nennt der Kontrollrat der D.O. Rueda.

In einem Verdejo-Weinberg
Weinlandschaft in der D.O. Rueda. In einem Verdejo-Weinberg (Foto: Thomas Götz).

Maschinenlese und teils sehr alte Reben

In der unendlich weiten und flachen Rueda-Region wird die Verdejo großflächig angebaut und zumeist mit Maschinen geerntet. Das spart Kosten und macht die Weine für den Konsumenten günstiger. Verdejo aus Rueda steht auch für ein sehr gutes Preis-Genuss-Verhältnis. Da die Traube oxidationsanfällig ist, findet die Maschinenlese in der Regel bei Nacht statt. Bei den kühlen Temperaturen konservieren die Trauben die Aromen besser und sind zudem vor zu früh einsetzender Gärung und Oxidation geschützt.

Die Verdejo wird in Rueda auf 12.338 Hektar kultiviert (Stand: 2017) und kommt damit auf 87 Prozent der gesamten DO-Anbaufläche. Ein kleiner, jedoch ganz besonderer Schatz darunter sind etwa zweihundert Hektar, deren Reben deutlich über 100 Jahre alt sind und noch aus Vor-Reblaus-Zeiten stammen.

Jene Reblaus traf Spanien im späten 19. Jahrhundert mit voller Wucht. Vor dem Schädling verfügte zum Beispiel das Rueda-Gebiet über einen Rebbestand von unfassbaren 90.000 Hektar. Nur 200 Hektar davon blieben verschont. Es handelt sich hierbei um Lagen mit einem besonders sandigen Untergrund und weiten Bepflanzungsabständen. Die Reblaus attackiert die Wurzeln der Stöcke; in Sandböden kann sie sich aber nur schwer fortbewegen. Die älteste dieser Lagen in Rueda ist Pago de Saltamontes. Der 2,27 Hektar große Weinberg wird vom Weingut Javier Sanz Viticultor bewirtschaftet und die dortigen Verdejo-Reben sind fast 160 Jahre alt.

Jahre alten Verdejo-Reben
Pago de Saltamontes. Lage mit 160 Jahre alten Verdejo-Reben (Foto: Thomas Götz).

Frische Weißweine mit Grip

In früheren Tagen wurde die Verdejo in Rueda oxidativ zu einem Sherry-ähnlichen Wein namens „Dorado“ ausgebaut. Erst in den 1970er-Jahren entstand der heutzutage bekannte Rueda-Stil, bei dem das Lesegut in einen knackig-frischen Weißwein verwandelt wird. Vorreiter dieses Stils war Marqués de Riscal. Das prominente Weingut aus dem Rioja war in den 1970ern auf der Suche nach einem geeigneten Weißweinstandort und entdeckte dabei das Potenzial von Rueda und Verdejo für erstklassige Weißweine.

Zu den einheimischen Pionieren ist José Pariente zu zählen. Er verstarb 1997, und das nach ihm benannte Weingut wird seither von Tochter Victoria Pariente geführt. In unserem Vino-&-Alma-Shop halten wir einige Weißweine dieses Top-Erzeugers für sie parat. Der José Pariente Verdejo 2018 erinnert in der Nase an manche Rieslinge aus der Pfalz. Am Gaumen ist er saftig und komplex, der Wein zeigt Reife und viel Struktur.

Sehr schön sind zudem die diversen Verdejo von Bodegas Verdeal. Der Verdeal 2017 offenbart eine komplexe Frucht und verfügt darüber hinaus über eine vollmundige Textur, Grip am Gaumen und einen langen Zug.

In der Regel werden Verdejo-Weißweine jung getrunken – eben um den frischen und fruchtigen Charakter der Traube zur Geltung zu bringen. Dass die Rebsorte ebenfalls über Reifepotenzial verfügt, zeigt sich am Verdeal 500 Flores 2016. Dieser Wein wird für 15 Monate in 500-Liter-Holzfässern ausgebaut. Dadurch erhält er viel Komplexität und Struktur. Mit einer jahrelangen Flaschenreife wird das Holz immer besser eingebunden und der Weißwein gewinnt an Vielschichtigkeit und Statur. Liebhaber von Verdejo-Weißweinen werden mit diesem Gewächs nochmals ganz neue Facetten der Rebsorte entdecken.

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