Weingläser – worauf beim Kauf und Genuss zu achten ist

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Weingenuss hängt zum einen von der Qualität des Weins ab. Zum anderen kommt es auf den richtigen Umgang mit Wein seitens des Konsumenten an. In einem früheren Beitrag haben wir zum Beispiel darauf hingewiesen, wie wichtig die richtige Weintemperatur für den Genuss ist. So macht es einen großen Unterschied, ob ein Rotwein 23 Grad warm oder mit 16 Grad leicht angekühlt ist. Ebenfalls haben wir in einem Artikel auf unserem Vino&Alma-Blog erläutert, ob und wann das Dekantieren eines Weins Sinn macht.

Das heutige Thema handelt von der Wahl der richtigen Weingläser. Diese sind ein weiterer Faktor, wie wir Wein wahrnehmen und schmecken. Ein paar Regeln gilt es diesbezüglich zu beachten. Wir stellen sie im Folgenden vor.

Die unendliche Welt der Weingläser – worauf es wirklich ankommt

Es gibt eine unendliche Vielzahl an Weingläsern im Handel. Große und kleine, schlanke und dicke, lange und kurze, eckige und runde, mundgeblasene und maschinell gefertigte, elegant-klassische und modisch-abgefahrene, solche aus Kristallglas, Normalglas und Bleikristall. Einige Exemplare sind sogar auf den Charakter von Weinregionen und selbst Rebsorten zugeschnitten. Es gibt das Burgunderglas, das Bordeauxglas und Gläser für Chardonnay, Riesling und so weiter.

Nun ist es aber so: Erstens haben nicht alle von uns einen Goldesel im Garten. Und zweitens verfügen nicht alle von uns über einen riesigen Küchenschrank, in dem mehrere Quadratmeter auf Rebsorten abgestimmte Weingläser Platz hätten. Am besten wir vergessen die ganze Sache mit Bordeaux-, Burgunder-, Chardonnay- und Riesling-Glas. Mit zwei bis maximal drei verschiedenen Glastypen sind sie für alle Weinstile vom Schaumwein über trockene Weine bis zum Dessertwein sehr gut ausgestattet. Auf welche Kriterien es wirklich ankommt, erklären wir nun.

Vielzahl an Weingläsern
Es gibt eine Vielzahl an Weingläsern. Für den anspruchsvollen Weingenießer genügen dabei zwei bis drei Glastypen völlig

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1. Eine sich verjüngende Kelchform

Der Kelch ist der wichtigste Teil des Weinglases. Er besteht aus einem mehr oder weniger dicken Bauch, der idealerweise nach oben hin wieder schlanker wird (man sagt der Kelch „verjüngt“ sich nach oben hin). In der Form ähnelt der Kelch also einer geschlossenen Tulpe oder einem Ei.

Der Vorteil einer sich verjüngenden Kelchform besteht darin, dass die Aromatik des Weins konzentrierter im Weinglas erhalten bleibt. Außerdem lässt sich der Wein dabei einfacher schwenken ohne ihn zu verschütten. Ob der Kelch eine eckige oder runde Form hat, ist unter praktischen Gesichtspunkten unerheblich. Sie können wählen, was Ihnen optisch besser gefällt.

2. Ein dünner Glasrand

Bei einem Weinglas sollte der Glasrand nicht dick, sondern dünn sein. Zum einen fühlt sich dickes Glas an den Lippen nicht schön an. Dünnes Glas erhält außerdem die Weintemperatur viel besser, hat also auch einen ganz praktischen Nutzen. Umgekehrt heißt das: In dickem Glas erwärmt Wein rascher. Das gilt es eben zu vermeiden. Mundgeblasene Weingläser sind dünnwandiger als maschinell gefertigte Gläser. Sie sind auch teurer, aber diese Anschaffung lohnt sich. Dass dünnere Gläser leichter zerbrechen, müssen wir im Sinne eines erhöhten Weingenusses in diesem Fall in Kauf nehmen.

3. Ein langer Stiel

Ein Weinglas am Kelch anzufassen, ist unschön. Das hinterlässt unappetitliche Fingerabdrücke. Irgendwann erkennt man den Wein vor lauter Glasflecken nicht mehr. Außerdem wird der Wein durch die Handberührungen erwärmt. Ein Weinglas greift man folglich immer am Stiel, der deshalb über ausreichend Länge verfügen sollte. Das klingt banal, ist aber so. Verstehen Sie das bitte nicht falsch, aber beim Stiel kommt es wirklich auf die Länge an.

Das bedeutet ebenfalls: Die neumodischen Weingläser ohne Stiel, auch Tumbler genannt, kommen nicht in Frage!

Weingläser kaufen – zwei bis maximal drei Glastypen genügen

Ein kurzes Zwischenfazit: Wir wissen inzwischen, dass es auf drei Faktoren bei einem guten Weinglas ankommt:
a) ein nach oben schlanker werdender Kelch, in dem sich die Aromatik des Weins konzentriert
b) ein ausreichend langer Stiel, an dem man das Weinglas bequem greifen kann
c) ein dünner Glasrand, der unter anderem die Weintemperatur besser erhält

Nun geht es darum, die richtigen Weingläser für die jeweiligen Weinstile zu finden. Mit zwei bis maximal drei Glastypen sind Sie bereits vollständig ausgestattet.

Universal Weingläse
Universal Weingläser, wie zum Beispiel dieses Modell, eignen sich für alle Weintypen. Hier: Süß-, Rot- und Weißwein.

1. Das Universalglas

Es gibt Weingläser, die universell verwendbar sind und beispielsweise bei Profi-Degustationen und Weinmessen zum Einsatz kommen. Diese Universalgläser eignen sich zum Genuss trockener Schaum-, Weiß-, Rosé- und Rotweine gleichermaßen und selbst sogar für Dessertweine. Beliebt sind bei fortgeschrittenen Weinliebhabern zum Beispiel das Gabriel-Glas (benannt nach dem bekannten Weinkritiker) und das Universalglas von Zalto.

Wenn die Profis aus solchen Universalgläsern die besten und teuersten Schaum-, Weiß-, Rot- und Dessertweine der Welt verkosten, dann sind diese Gläser auch für den „normalen“ Weinliebhaber garantiert keine schlechte Anschaffung.

Benutzen Sie für Sherry, Port, Málaga und sonstige Dessertweine ebenfalls ein solches Universalglas. Diese Weine in Minigläsern zu servieren, wie es oftmals üblich ist, ergibt keinen logischen Sinn. Es handelt sich hier um eine schlechte Tradition und Angewohnheit.

2. Das Sekt- und Champagnerglas

Ein einziges Glas für alle Weinstile ist vielen Genießern zu minimalistisch. Es spricht auch nichts dagegen, sich für den stimmungsvollen Abend mit Freunden ergänzend ein Sekt- und Champagnerglas zuzulegen. Erste Regel: Bitte verwenden Sie keine Sektschale. Die Kohlensäure geht darin zu schnell flöten und der Schaumwein verliert an Lebhaftigkeit.
Zweite Regel: Gleichwohl sollte der Kelch des Champagnerglases nicht zu schlank sein (wie es häufig leider der Fall ist). Denn auch Schaumwein benötigt Platz, um sich zu entfalten und um seine Aromen freizusetzen.

Champagner Gläsern
Von diesen Champagner-Gläsern ist das Linke das am besten geeignete. Der Schaumwein erhält darin Platz sich aromatisch zu entfalten.

3. Das Burgunderglas als weitere Option

Wer will, kann sich als drittes Stück im Glassortiment zusätzlich ein Weinglas mit einem dickbauchigen Kelch für schwere Rotweine anschaffen, zum Beispiel ein sogenanntes Burgunderglas. Das ist zwar nicht zwingend erforderlich, aber für manche Weinliebhaber verströmt es vielleicht etwas mehr Aura und Atmosphäre einen opulenten Rotwein in einem voluminösen Weinglas zu trinken.

Weingläser – Regeln zur Verwendung

Die guten Weingläser sind heute praktisch alle spülmaschinenfest. Ob Sie diese lieber von Hand oder in der Maschine spülen, liegt ganz bei Ihnen.

Es empfiehlt sich Weingläser, die lange im Schrank stehen, vor dem Genuss wieder zu reinigen. Mit der Zeit nehmen Weingläser nämlich den Möbelgeruch an. Verwenden Sie bei einer solchen Schnellreinigung kein Spülmittel. Mit Wasser gut auswaschen und danach trocken reiben genügt.

Für den Abend mit Freunden ist es aus Stil- und Geschmacksgründen ratsam, dass alle aus den gleichen Gläsern trinken. Deshalb ist es besser ein numerisch ausreichendes Weinglas-Set von zwei oder drei Glastypen zu haben (wie oben beschrieben), als zahllose verschiedene Gläser in geringer Menge.


PS: Wussten Sie übrigens, dass einige der bekanntesten Marken für Gläser im Allgemeinen und Weingläser im Speziellen wie Spiegelau, Riedel und Zwiesel Kristallglas aus dem Bayerischen Wald stammen? Die Glasherstellung hat dort eine Jahrhunderte lange Tradition.

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