Was ist Orange Wine?

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In der andalusischen Provinz Huelva gibt es eine Weinspezialität, die „Vino de Naranja del Condado de Huelva“ heißt. Auf Deutsch: „Orangenwein aus Huelva“. Es handelt sich hierbei um einen gespriteten Süßwein. Der Weinbrand, mit dem der Dessertwein angereichert wird, wurde zuvor mit lokalen Bitterorangen aromatisiert, was dem Endprodukt einen einzigartigen Geschmack verleiht.

Der sogenannte Orange Wine, von dem dieser Beitrag handelt, hat hingegen nichts mit Orangen und auch nichts mit besagtem Süßwein aus Huelva zu tun. Vielmehr verhält es sich so, dass Orange nach Rot, Rosé und Weiß als vierte Weinfarbe anzusehen ist. Im Folgenden gehen wir auf die wichtigsten Fragen zu diesem Weinstil ein.

Wie entsteht Orange Wine?

Orange Wine wird aus weißen Trauben gewonnen. Im Gegensatz zu Weißwein wird er allerdings nicht als Saft, sondern auf der Maische vergoren. Wir erklären dies nun etwas genauer:

Nach der Ernte werden die weißen Trauben in einer Entrappungsmaschine von den Stilen entfernt. Das übrig bleibende Gemisch aus Schalen, Kernen und Fruchtfleisch nennt man Maische. Wenn nun die alkoholische Gärung einsetzt, spricht man von einer Maischegärung.

In den Beerenschalen befinden sich Farbpigmente und Tannin. Der Most zieht während der Maischegärung also Farbe und Tannin aus den Schalen. So erhält der Wein in der Regel eine goldgelbe, orange oder bernsteine Farbe und außerdem durch das Tannin eine andere Struktur als Weißwein.

Orange Wine steht demnach für eine spezielle Methode der Weinbereitung, nämlich für weiße Trauben, die (wie Rotweine) auf der Maische vergoren werden. Je nach Länge und Intensität des Maischekontakts können die Weine farblich kräftiger und strukturierter ausfallen. Orange Wine hat also nicht immer zwingend eine orange Farbe: So wie es ganz unterschiedliche Farbschattierungen bei Rot-, Rosé- und Weißweinen gibt, existieren sie auch bei Orange Wine.

Woher kommt Orange Wine?

Orange Wine liegt einerseits im Trend, ist andererseits ein Nischenprodukt, das vielen Weintrinkern fremd ist. Die britische Supermarktkette Sainsbury’s hat im August 2020 in einer Konsumentenstudie herausgefunden, dass der Weinstil vor allem bei 18- bis 34-jährigen beliebt ist. Ein Grund liegt darin, so die Studie, dass Oranger Wein farblich auf Instagram besonders gut rüberkommt und manche junge Leute ihn deshalb bevorzugen bzw. kaufen.

Abgesehen von der Optik gibt es zahlreiche gute Gründe sich mit Orange Wine zu befassen, weil er geschmacklich eine interessante Ergänzung zu den „etablierten“ Rot-, Rosé- und Weißweinen bietet. Freilich gibt es nicht den einen einzigen Geschmack, sondern viele Facetten: Generell kann man aber wohl sagen, dass Orange Wine in der Regel weniger fruchtig und blumig daherkommt als Weißwein, stattdessen ein erdiges und kräuteriges Aromenprofil hat. Durch das Tannin ist der Abgang manchmal etwas bitterer als beim Weißwein. Wenn es der Winzer gut hinbekommt, ist es eine schöne Bitterkeit, die zu mehr Komplexität beiträgt.

Außerdem handelt es sich gar nicht um eine neue Modeerscheinung, sondern möglicherweise um das älteste Weingenre der Welt. Das Land Georgien blickt beispielsweise auf eine 6000 Jahre lange Weinkultur zurück und gilt in der Fachwelt gemeinhin als Ursprungsland des Weins (obwohl China ziemlich sicher früher dran war). Weiße Trauben wurden damals in Georgien stets mit den Schalen in Tonamphoren vergoren. Und auch die Römer vergärten vor 2000 Jahren ihre weißen Trauben mit den Schalen. Sie erzeugten also nichts anderes, als was wir heutzutage als Orange Wine bezeichnen.

Ist „Orange“ nur ein Synonym für Naturwein?

Manche Personen verwenden den Begriff Orange- und Naturwein gleichbedeutend. Das ist allerdings falsch. Denn es gibt selbstverständlich auch rote, weiße und roséfarbene Naturweine. Ebenfalls gibt es Orange Weine, denen beispielsweise Schwefel zugeführt wurde oder die geflitert sind und die somit nicht in die Kategorie Naturwein fallen.

Der Grund für diese ab und zu vorkommende Gleichsetzung mag darin liegen, dass Orange Wine in der Naturweinszene besonders verbreitet ist. Die Naturweinbewegung besinnt sich getreu dem Motto „Back to the Roots“ auf alte Weintraditionen. Insofern erscheint es logisch, dass Orange Wine (den es vor dem Weißwein gab) eine wichtige Rolle spielt.

Weintipp: Herència Altés, Tremeintinaire, Terra Alta

Trementinaire, Orange Wine aus Terra Alta, Spanien.

In Spanien befindet sich der Orange Wine ebenfalls auf dem Vormarsch. Immer mehr Weingüter ergänzen ihr Portfolio in diese Richtung. Ein hochfeines Gewächs kommt vom Weingut Herència Altés aus der katalanischen Appellation D.O. Terra Alta.

Der bernsteinfarbene Trementinaire 2017 ist zu 100% aus der lokalen Rebsorte Garnacha Blanca gekeltert. Die Maischestandzeit (sprich Schalenkontakt) beträgt etwa 25 Tage. Es folgt ein 24-monatiger Ausbau in gebrauchten Holzfässern. Für die Winzerin Nuria Altés stellt dieser Wein eine Hommage an die Traditionen in Terra Alta dar: „Unsere Vorfahren haben Trauben stets auf den Schalen vergoren und in Holzfässern ausgebaut“, sagt sie. Das Resultat ist jedenfalls wahnsinnig elegant und komplex. Ein Wein mit viel Persönlichkeit, der beispielhaft für das Potenzial dieses Weingenres steht.

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