A Pie de Tierra – Sierra de Gredos

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Kein spanisches Weingebiet hat in den vergangenen zehn Jahren für mehr Furore gesorgt als die Sierra de Gredos. Jene Bergregion nahe der Hauptstadt Madrid steht beispielhaft für einen neuen spanischen Rotweinstil, der Frische und Finesse statt Kraft und Konzentration propagiert. Die farblich hellen Rotweine aus Gredos werden bei Blindverkostungen oftmals ins Burgund verortet. Viele Weintrinker zeigen sich überrascht, dass derart schlanke und feine Rotweine aus Zentralspanien stammen können.

Obwohl die Sierra de Gredos von der Weinkritik gefeiert wird, ist sie bis heute nicht wirklich in der „Breite“ angekommen. Gredos und seine Weine sind nach wie vor ein Nischenprodukt für Kenner. Darüber hinaus ist die Sierra de Gredos kein offizielles Weingebiet. Vielmehr verteilen sich die Weinberge dieses Gebirgszugs auf drei D.O.-Appellationen, die in drei Provinzen in drei autonomen Gemeinschaften liegen. Bei Konsumenten sorgt dieser geografische und weinpolitische Flickenteppich oft für Verwirrung darüber, was nun genau Gredos ist und was nicht. Deshalb zum Mitschreiben: Die Gredos-Weinlagen befinden sich in der D.O. Cebreros, in bestimmten Teilen der D.O. Méntrida und in einer Subzone der D.O. Vinos de Madrid.

Für Rotweine aus Gredos gilt die Formel 2G. Damit sind nicht Geimpft oder Genesen gemeint, sondern Garnacha und Granit. Was Gredos so speziell macht, das ist der Dreiklang aus alten Garnacha-Reben in Hochlagen und auf Granitsandböden. Ein solches Terroir sucht seinesgleichen in der Welt und ergibt entsprechend einzigartige Weine.

A Pie de Tierra – die Newcomer aus Gredos

Die bekanntesten Vertreter aus Gredos sind „Comando G“. Aus deren Windschatten treten stets neue Weingüter hervor, die den Ruf des Gebiets mehren. Zu den jüngsten spannenden Entdeckungen gehören A Pie de Tierra. Es handelt sich um ein Projekt der Freunde Aitor Paul und David Villamiel, die sich beim Önologie-Studium in Madrid kennenlernten. Ihr erster Jahrgang 2017 umfasst zwei Rotweine im typischen Gredos-Stil, die jeweils eine Produktion von um die 5000 Flaschen erreichen.

10.000 Flaschen im Jahr langen kaum für den Lebensunterhalt von zwei Personen: Aitor Paul ist neben seinem Winzerberuf noch Sommelier beim bekannten Madrider Weindistributor Lavinia. David Villamiel stammt aus der Kleinstadt Méntrida, wo seine Familie etwa 20 Hektar Weinberge besitzt und er ebenfalls involviert ist. Ihren Weinkeller haben Aitor und David in einem Backsteinhaus auf einem 800 Hektar großen Anwesen nahe Aldea del Fresno – dreißig Kilometer westlich von Madrid – angemietet. Stahltanks, Holzfässer in unterschiedlichen Größen und sogar ein paar Tonamphoren finden sich darin.

Alte Garnacha bei A Pie de Tierra (Foto: Thomas Götz)

Die Sierra de Gredos erstreckt sich im „Dreiländereck“ von Kastilien-La Mancha, Kastilien-León und Madrid. Und jede dieser autonomen Regionen stellt wie vorangehend gesagt eine eigene Weinappellation. Aus eben diesem Grund kommt jeweils ein Wein von A Pie de Tierra mit der Herkunftsbezeichnung D.O. Méntrida bzw. D.O. Vinos de Madrid in den Handel.

Zum einen befinden sich die Weinberge für den Rotwein A Dos Manos in Kastilien-La Mancha in der D.O. Méntrida. Es sind alte Garnacha-Reben auf den charakteristischen Granitsandböden. Der Anbau erfolgt nach biologischen Kriterien.

Nur wenige Kilometer weiter nördlich überqueren wir die Regionalgrenze nach Madrid, wo sich zum anderen die zwei Hektar große Lage für den Wein Fuerza Bruta in einem Naturgebiet erstreckt. Ergo erhält dieser Wein die Herkunftsangabe D.O. Vinos de Madrid. Der Weinberg befindet sich nah an einem Flusslauf und ist von einem Wald umgeben. Dieses Setting bedingt ein kühles Mikroklima, was stets von Vorteil ist, wenn man wie A Pie de Tierra nach Frische im Wein sucht.

Die Garnacha-Reben für Fuerza Bruta sind über 60 Jahre alt und der feine Granitsandboden verleiht dem Wein eine elektrisierende Säure. Aitor und Paul vergären den Wein spontan und mit den Traubenstielen. Die Stängel geben Tannin und vegetabile Noten an den Wein ab. Das verleiht ihm mehr Struktur und hinterlässt einen zusätzlichen frischen Eindruck.

Ferner verzichten die zwei Winzer – typisch für Gredos – weitestgehend auf Extraktion während der Maischestandzeit. Konkret belassen sie den sich bildenden Tresterhut auf dem Wein und drücken ihn nicht herunter (Fachwort: Pigeage). Vermischt man den Tresterhut täglich mit dem Wein, so erhält man durch den stärkeren Schalenkontakt zwar mehr Farbe, dunklere Frucht und Tannin, man verliert allerdings die Finesse und Präzision im Wein. Diese sehr langsame und sanfte Extraktion erklärt ferner, weshalb die Gredos-Weine farblich zumeist so hell ausfallen.

Der Ausbau findet in Fudern aus französischer Eiche und galicischer Kastanie statt. Generell geht es den Winzern beim Ausbau in Holzgebinden einzig um eine Mikrooxidation, die der Wein erfahren soll. Da Aitor und David größere und ältere Fässer einsetzen, vermeiden sie hingegen eine Aromatisierung des Weins mit Neuholznoten wie Vanille, Toffee und Röstaromen. Auch dies ist ein typisches Merkmal für die Weine im Gredos-Stil: Sie sind nicht nur schlanker und frischer, sondern schmecken auch weniger „holzig“ als viele andere spanische Rotweine.

Zwei Topweine im typischen Gredos-Stil: frisch, schlank, elegant (Foto: Thomas Götz)

Weine mit großem Potenzial

A Pie de Tierra ist ein junges Weinprojekt aus Méntrida und Madrid mit enormem Potenzial. Bereits die Weine des ersten Jahrgangs 2017 wurden von Luis Gutierrez für Robert Parker mit 91 und 90 Punkten bewertet. Dabei war 2017 ein schwieriges und sehr heißes Jahr im Gredos-Gebiet. Der kühlere Jahrgang 2018 von „A Dos Manos“ und „Fuerza Bruta“ bietet sogleich eine Steigerung: Die Weine sind nochmals tiefer, länger und eleganter in ihrer Anmutung und getragen von einer lebhaften Säure, feinem Tannin und einer insgesamt hervorragenden Balance. Es dürfte hochspannend werden die zukünftige Entwicklung des Weinguts zu verfolgen.


Bezugsquelle: www.vinoalma.de
Bitte kontaktieren Sie uns direkt, da die Weine limitiert sind.

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