Im dritten Teil unserer Serie zu spanischen Weinklassikern blicken wir auf Andalusien. In jener südspanischen Region, die sowohl am Atlantik als auch am Mittelmeer liegt, wird Wein seit über 3000 Jahren erzeugt. Das ist früher als überall sonst auf der iberischen Halbinsel. Natürlich ist Andalusien auch die Wiege der berühmten Sherry-Weine.
Sherrys wie Fino, Oloroso & Co. sind heute zwar ein wenig aus der Mode gekommen, aber sie stehen weiterhin für unverwechselbare Weinstile, die es so nur in Spanien gibt. Ebenfalls gibt es im Sherry-Gebiet einen große Zahl legendärer Weinkellereien, die in der ganzen Welt bekannt sind und deren Premium-Erzeugnisse höchste Marktpreise und Bewertungen erzielen. Wir stellen im Folgenden fünf Sherry-Klassiker und ein Kultweingut aus Cordoba vor.
Andalusien und seine ruhmreichen Sherry-Bodegas
Als Sherry-Dreieck werden die landeinwärts gelegene Stadt Jerez de la Frontera und die Küstenorte El Puerto de Santa Maria und Sanlucar de Barrameda bezeichnet. Zieht man eine Linie zwischen diesen Orten, so entsteht in der Fläche ein Dreieck. Jenes Sherry-Gebiet befindet sich in der Provinz Cádiz am Atlantischen Ozean. Die Winter fallen hier mild und die Sommer sehr heiß aus. Für Abkühlung in den Weinbergen sorgt eine stete Brise, die vom Atlantik weht.
Mitunter ist das Sherry-Gebiet für die strahlend weißen Kalkböden bekannt. Diese „Albariza“ genannten Böden können Wasser gut und lange speichern, was den Weinreben über die trockenen Sommer hilft. Auch wird den Böden ein positiver Einfluss auf Finesse und Mineralität im späteren Wein zugesprochen.

In der Sherry-Region wird Wein seit über 3000 Jahren gekeltert. Phönizier, Griechen, Römer und Mauren haben ihre Spuren hinterlassen. Bereits im 15. und 16. Jahrhundert wurde Sherry praktisch in die ganze Welt verschifft. Der große Boom setzte im 18. und 19. Jahrhundert ein. Das ist auch jene Zeit, in der die berühmten Namen von heute gegründet wurden. Auf den Engländer Thomas Osborne geht 1772 die Gründung der gleichnamigen Bodegas Osborne in El Puerto de Santa Maria zurück. Osborne ist berühmt für die Erzeugung von Brandys und Sherrys und darüber hinaus für die riesigen Stiere, die das Unternehmen – bis heute in Familienbesitz – überall in Spanien aufstellen ließ.
Kultwein: Osborne Rare Sherry Amontillado Solera AOS (Trocken, gespritet)

In der reizenden Hafenstadt Sanlúcar de Barrameda gründete 1821 der Unternehmer Benigno Barbadillo eine nach ihm benannte Bodega: Seither ist das familiengeführte Weingut Barbadillo stetig gewachsen: 500 Hektar Weinberge werden allein im Sherry-Gebiet kultiviert, dazu kommen Beteiligungen an Weingütern in den Appellationen Somontano und Ribera del Duero.
Kultwein: Barbadillo Reliquia Palo Cortado (Trocken, gespritet)
Das Zentrum des Sherry-Gebiets stellt allerdings die Stadt Jerez de la Frontera dar. González Byass ist zweifellos eine der prestigeträchtigsten und bekanntesten Bodegas aus Jerez. Das Weingut wurde 1835 von Manuel Maria González Ángel gegründet, mit Unterstützung seines Onkels José Ángel de la Peña (der berühmte „Tio Pepe“ – „Onkel Josef“). Bereits 1836 begann die Geschäftsbeziehung zu Robert Blake Byass, einem Importeur von Sherry in London. Aus der Beziehung wurde eine Partnerschaft, und seit 1863 heißt das Weingut González Byass. Weltberühmt ist der Fino „Tio Pepe“.
Kultwein: Tio Pepe Fino en Rama (Trocken, gespritet)
Legendenstatus hat fernerhin das Weingut Valdespino. 1875 gegründet, gehört es heute zur José Estévez Group. Vor allem der enorme Anteil an Rebflächen in der legendären Lage Macharnudo – ein Weinberg in der Nähe von Jerez – macht Valdespino zu einem der führenden Kellereien im Jerez-Gebiet.
Kultwein: Valdespino Moscatel Toneles (Süßwein, gespritet)
Die 1896 gegründete Weinkellerei Lustau hat ihren Hauptstandort ebenfalls in Jerez de la Frontera. Ferner handelt es sich um das einzige Weingut im Sherry-Dreieck, das in den drei wichtigen Orten Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa María und Sanlúcar de Barrameda gleichermaßen Sherry-Weine erzeugt. Im Resultat bietet Lustau ein beeindruckendes und äußerst vielfältiges Portfolio , das Weinkenner in aller Welt zu schätzen wissen.
Kultwein: Lustau Amontillado VORS (Trocken, gespritet)

Die Traditionshäuser aus Cordoba
Andalusien ist mehr als das Sherry-Dreieck. Auch im Anbaugebiet D.O. Montilla-Moriles in der landeinwärts gelegenen Provinz Cordoba werden Weinstile wie Fino, Amontillado und Oloroso seit Jahrhunderten gepflegt. Ebenfalls befinden sich hier weiße kalkhaltige Albariza-Böden, die in ihrer Komposition jenen im Sherry-Gebiet ähnlich sind. Hingegen heißt in Cordoba die Hauptsorte Pedro Ximénez (anstelle von Palomino Fino, welche für die meisten Sherrys verwendet wird).
Zu den bedeutenden Traditionshäusern in Montilla-Moriles gehören die Bodegas Pérez Barquero und Toro Albala. An vorderster Stelle ist wohl Bodegas Alvear zu nennen. Im Jahr 1729 gegründet, handelt es sich um das älteste Weingut Andalusiens und das Zweitälteste in ganz Spanien (einzig hinter dem Cava-Erzeuger Codorniu, 1551). Alvear und seine faszinierende Bandbreite an Weinen von trocken bis süß sind Kult.
Bodegas Alvear ist bis heute ein familiengeführtes Weingut und mittlerweile in der achten Familiengeneration angekommen. Das Weingut trug entscheidend zur Popularität der Pedro Ximénez in der Montilla-Moriles-Region bei: Im 19. Jahrhundert zahlte die damalige Besitzerin „Sabina Alvear y Ward“ höhere Preise für PX-Trauben. So vergrößerten sich die Rebflächen dieser Sorte im Gebiet. Zwar zerstörte die Reblaus viele Flächen, doch war die Beliebtheit der PX bei den Nachpflanzungen im 20. Jahrhundert ungebrochen.
Kultwein: Alvear Pedro Ximénez Solera 1830 (Süßwein, gespritet)
Weitere Infos:
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Titelfoto: Bodegas Valdespino