Alte Reben zwischen zwei Flüssen – ein Interview mit Pedro Cabestrero von Bodegas Lambuena

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Der Fluss Duero entspringt im menschenleeren Hochland von Kastilien-León. Auf seinem fast 900 Kilometer langen Weg zum portugiesischen Atlantik durchfließt das Gewässer auf spanischer Seite gleich mehrere hochkarätige Weingebiete, das Bekannteste darunter ist die D.O. Ribera del Duero. Jene Appellation hat sich mit Rotweinen aus der Tempranillo-Rebe und dank Erzeugern wie Vega Sicilia, Pesquera und Dominio de Pingus einen weltweiten Ruf erworben. Wir haben uns gerade mit Pedro Cabestrero von Bodegas Lambuena über seine formidablen Weine und die Anbauregion im Allgemeinen unterhalten.

Vino & Alma: Pedro, was ist deine Aufgabe im Weingut Lambuena?

Pedro Cabestrero: Wir sind ein Familienweingut mit knapp 70 Hektar Rebland. Mein Bruder Andrés kümmert sich um die Weinberge. Ich selbst bin der Weinmacher. Nach meinem Önologiestudium an der „Escuela de la Vid y el Vino“ in Madrid haben wir 1989 das Weingut gegründet. Meine Schwester Ana ist ebenfalls Önologin. Sie arbeitet für eine traditionelle Bodega im Sherry-Gebiet in Andalusien.

Dein Weingut Lambuena befindet sich in der D.O. Ribera del Duero. Welche Faktoren machen das Anbaugebiet aus deiner Sicht speziell?

Das wichtigste ist für mich die Hochlage. Ribera del Duero erstreckt sich auf einem Hochplateau, mein Weingut liegt zum Beispiel auf 900 Metern Meereshöhe. Die Nächte werden hier ziemlich kühl, selbst im Sommer. Die Trauben reifen so langsamer und besser aus – in dem Sinne, dass sie nicht zu schnell überreifen. Zudem erhalten wir wegen dieser Kühle auch eine recht gute Säure in den Beeren.

Wo wir von Hochlage und Kühle sprechen: Der Klimawandel ist in vollem Gange. Die Jahrestemperaturen steigen und in den Sommern treten häufiger Hitzewellen auf. Musst du deine Weine in besonders heißen Jahren ansäuern, um Frische in den Weinen zu erhalten?

Das kommt fast nie vor. Zum einen liegt es an der Hochlage, die ich gerade erwähnt habe. Zum anderen habe ich hier nochmals ein spezielles Mikroklima. Das Weingut bzw. die Weinberge liegen zwischen dem Duero und dem kleineren Nebenfluss Rio Riaza. Diese Lage zwischen zwei Flüssen macht es nochmals etwas kühler, weil das Wasser diesen Effekt mit sich bringt.

Und bezüglich deiner Frage gibt es noch einen weiteren wichtigen Punkt: Aus jeder Weinlage erzeuge ich einen eigenen Wein. Wenn es dann einmal vorkommt, dass ein solcher Parzellenwein über zu wenig Säure verfügt, dann verschneide ich ihn mit einem anderen Parzellenwein, der mehr Säure hat. So kann ich das auf natürliche Weise ausgleichen und Frische erhalten. Das ist viel besser als Säure von außen zuzuführen. 

Weinberg von Bodegas Lambuena in Ribera del Duero
Weinberg von Bodegas Lambuena in Ribera del Duero. Wir befinden uns auf einem Hochplateau auf 900 m.ü.NN.

Mit der Hochebene und der Position zwischen zwei Flüssen hast du bereits einen Teil deines Terroirs beschrieben. Gibt es weitere relevante Aspekte?

Ich habe bisher noch nicht über die Böden gesprochen. Die sind natürlich enorm wichtig. Wir haben in unseren Weinbergen ganz unterschiedliche Böden. Wir finden Kalk, Lehm, Sand und nahe am Fluss Duero wiederum feines Sedimentgestein vor. Die Tinta del País – so nennen wir hier in Ribera del Duero die Tempranillo-Traube – ergibt auf diesen Böden sehr unterschiedliche Weine. Das ist wirklich interessant. Zum Beispiel hat die „Lambuena Reserva“ einen ganz anderen Charakter als die „Lambuena Viñas Viejas“. Ein Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Böden, auf denen die Reben dieser Weine wachsen. 

Auch die Rebstöcke selbst sind mir wichtig zu erwähnen: Wir haben viele Reben, die 80 bis 100 Jahre alt sind. Wenn ich einen neuen Weinberg anlege, dann ziehe ich die Stecklinge aus diesen alten Reben heran. Ich will das Erbgut von diesen alten Reben erhalten und keine neuen Tempranillo-Klone pflanzen.

Ribera del Duero ist mittlerweile ein weltbekanntes Weingebiet. Wie war es, als du 1989 mit dem Weingut Lambuena begonnen hast?

Damals war Ribera del Duero noch eine kleines Anbaugebiet. Als ich 1989 das Weingut gründete, war es vielleicht das Zwanzigste, das zur DO gehörte. Die genaue Zahl weiß ich nicht. Aber sicher lag ich irgendwo zwischen Platz 20 und 30 auf der Liste. (Anm. d. Redaktion: Heute sind es über 300 Weingüter, die zur D.O. Ribera del Duero gehören). Damals hatten viele Weine auch einen anderen Charakter als heute. Sie waren oftmals leichter, mit Alkoholgraden zwischen 12 und 13 Prozent. Die meisten Winzer kelterten ihre Weine auf relativ einfache Weise. Dann kamen moderne Kellertechniken auf, die einen neuen Weinstil hin zu kraftvolleren Rotweinen mit sich brachten. Das war insgesamt ein Trend. Die Konsumenten wünschten sich kraftvolle Rotweine aus Spanien.

Dein 2014 Viñas Viejas ist ein großartiger, komplexer Rotwein. Was uns außerdem besonders gut gefällt: Das Holz ist super eingebunden. Verwendest du gebrauchte Fässer im Ausbau?

Das ist richtig. Ich bin ja schließlich Winzer und kein Schreiner. Meine Weine sollen nicht nach Holz schmecken. Die Top-Weine baue ich nie in ganz neuen Holzfässern aus. Das ist nicht nötig, weil die Moste schon von allein sehr viel Struktur und Aromatik mitbringen. Ich verwende dafür gebrauchte Fässer, die bis zu sechs Jahre alt sein können.

Der Wein, den du hier ansprichst, kommt außerdem von über 100 Jahre alten Reben. Die Trauben gewinnen wir aus drei Parzellen (Anm. d. Redaktion: aus einer dieser Parzellen bezog früher einmal Vega Sicilia die Trauben). Diese sehr alten Reben ergeben natürlich niedrige Erträge, aber dafür erhalten wir eine fantastische Qualität. Ich versuche da insgesamt wenig bei der Weinbereitung einzugreifen. Zum Beispiel vergäre ich diesen – wie alle meine Weine – spontan und nicht mit Zuchthefen.

Welche Weine trinkst du sonst noch gerne, wenn es nicht deine eigenen sind?

Ich mag viele Weine aus anderen Gebieten, zum Beispiel die klassischen Rioja-Weine von Remelluri und Remirez de Ganuza. Das sind fantastische Gewächse. Auch Galicien finde ich toll, die dortigen Weißweine aus Godello. Und natürlich die Albariño aus Rías Baixas von Erzeugern wie Palacio de Fefiñanes und Pazo de Señorans. In unserm benachbarten Weingebiet Rueda gefallen mir Erzeuger wie Belondrade. Ich kenne auch die Rieslinge aus Deutschland, das sind ebenfalls wunderbare Weißweine.

Lambuena Viñas Viejas
Spitzenwein aus 100 Jahre alten Tempranillo-Reben
Lambuena Reserva
Kraftvolle Eleganz aus Ribera del Duero
Lambuena Roble
Saftiger Tempranillo, Typ Grillwein, aus Ribera del Duero
Lambuena Rosado
Frischer Roséwein aus Tempranillo

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