Neben der allgegenwärtigen Tempranillo-Traube beheimatet Spanien eine Vielzahl autochthoner Reben, die in bestimmten Regionen besonders populär sind. Eine solche Sorte stellt die rote Bobal im Südosten Spaniens dar. Sie ist in Anbaugebieten wie Utiel-Requena, Manchuela und Ribera del Jucar prominent vertreten und ergibt körperbetonte Rotweine mit bemerkenswerter Säure und eher gemäßigten Alkoholgraden. Im Folgenden stellen wir die Rebe und ihre Hauptregionen vor.
Bobal – Zuhause in der Levante
Als „Levante“ – dem Land, wo die Sonne aufgeht – wird in Spanien die östliche Mittelmeer-Region und deren Hinterland bezeichnet. Als levantinische Gebiete gelten insbesondere die Autonomen Gemeinschaften Valenciana und Murcia. Während in Murcia in den D.O.s Yecla, Jumilla und Bullas die Monastrell-Rebe klar die Hauptsorte darstellt, ragt in den valencianischen Anbaugebieten die Bobal heraus. Die rote Traube wird dort bereits seit vielen Jahrhunderten angebaut. Da sie spät reift, passt sie perfekt ins levantinische Klima mit den langen und trockenen Spätsommern. In Nordspanien, wo der Herbst früher einsetzt, würde die Bobal vermutlich nicht ganz ausreifen.
Obwohl die Bobal nach Tempranillo und Garnacha die am dritthäufigsten angebaute Rotweinsorte Spaniens ist, wird sie immer noch unterschätzt. In Deutschland ist sie unter Weinliebhabern – im Gegensatz zur Monastrell – relativ unbekannt. Schrittweise ändert sich das. Zahlreiche Weingüter wie El Terrerazo, Sandoval, Dominio de la Vega, Illana und Vegalfaro zeigen mit rebsortenrein gekelterten Weinen beeindruckend das Potenzial der Bobal auf.
Die guten Rotweine aus Bobal – das hatten wir bereits gesagt – verfügen über eine schöne Säure. Zudem enthalten sie für südspanische Verhältnisse eher moderate Alkoholgrade, die in der Regel bei 13 bis 14 Volumenprozent liegen. Dies entspricht einem aktuellen Trend, der nach frischen und etwas leichteren Rotweinen verlangt. Man muss das freilich im Verhältnis sehen: Verglichen mit einem Spätburgunder von der Ahr sind die Weine immer noch kräftig und körperbetont. Vergleicht man sie aber mit anderen regionalen Sorten wie der Monastrell, dann fallen Bobal-Weine nicht so schwer und alkoholisch aus.
Bobal-Trauben in der D.O. Manchuela (Foto: Thomas Götz)
Die Hauptanbaugebiete der Bobal
Nicht nur die Bobal-Traube, sondern auch ihre Anbaugebiete sind in Deutschland weitgehend unbekannt. Dabei handelt es sich wie bei der Sorte um hochinteressante Regionen mit einem exzellenten Terroir für den Weinanbau.
An vorderster Stelle ist die D.O. Utiel-Requena zu nennen. Jenes Qualitätsweingebiet ist nach den unweit von Valencia entfernten Kleinstädten Utiel und Requena benannt. Mit 35.000 Hektar handelt es sich um ein flächenmäßig großes Anbaugebiet, und 70 Prozent des Weinbaus macht allein die Bobal aus. Auf den Lehm- und Kalkböden des Gebiets kommt die Sorte sehr schön zum Ausdruck. Obwohl nur 50 km vom Mittelmeer entfernt, befindet sich Utiel-Requena bereits auf einer Hochebene von 650 bis 800 m.ü.NN.
Wer regelmäßig auf unserem Vino-&-Alma-Blog liest, für den sind solche Hochlagen ein wiederkehrendes Thema: In einem sonnenverwöhnten und heißen Land, wie Südspanien es ist, sind sie ein entscheidendes Kriterium für Weinqualität: Zur Entwicklung von Frucht und Zucker benötigen Trauben einerseits viel Sonne. Die gibt es im Überfluss. Um ergänzend Tannine und Säure herausbilden zu können, ist es andererseits wichtig, dass der Rebstock bei Nacht seine Leistung herunterfährt und eine Ruhepause einlegt. Dazu braucht es kühle Nächte (und in Spanien folglich die Höhenlagen). Nur so entstehen ausbalancierte und gut strukturierte Weine.
Ein ähnliches Terroir aus mehrheitlich Tonböden und Hochlagen (bis zu 1100 m.ü.NN) finden wir in den benachbarten Weingebieten D.O. Ribera del Jucar und D.O. Manchuela vor. Diese gehören bereits zur Autonomen Gemeinschaft Kastilien-La Mancha. Auch hier ist die Bobal heimisch, wenngleich sie den Rebsortenspiegel nicht so dominant bestimmt wie in Utiel-Requena. In der D.O. Manchuela liegt übrigens das Weingut des Fußball-Profis Andres Iniesta, der Spanien 2014 zum WM-Titel schoss. In seinen Weinbergen wird die Bobal ebenfalls angebaut und im Keller sortenrein vinifiziert.
Bodegas Illana – auf 740 m Höhe ist Schnee im Winter keine Seltenheit
Zwei Bobal aus Ribera del Jucar – Bodegas Illana
Wir wenden uns nun aber der D.O. Ribera del Jucar und dem dortigen Weingut Illana zu. Im Zentrum des 100 Hektar großen Anwesens steht eine Finca, die seit 1628 im Familienbesitz ist. Das Weingut ist nicht ganz so alt, wird von der Familie Galiano Prosper aber auch schon in vierter Generation geführt. Im Anbau sind neun Rebsorten, selbstverständlich auch die Bobal. Aus ihr entstehen zwei sortenreine Gewächse, die sich in Preis und Stilistik gänzlich unterscheiden.
Der Expression Bobal bietet einen schönen Einstieg. Bei diesem Wein mit nur drei Monaten Lagerung im Holzfass dominiert eine sauber herausgearbeitete Primärfrucht, die von einer frischen Säure getragen wird. Wir haben es mit einem Tropfen zu tun, der nicht allzu kompliziert ist, aber sehr lecker schmeckt. Kurzum: Ein Wein zu Pasta oder für Grillabende, der am besten leicht gekühlt bei 14 Grad getrunken wird.
Ein anderes Kaliber ist der Premiumwein Casa de Illana Bobal. Für diesen wird das Lesegut aus einer einzigen Top-Lage gewonnen. Die urwüchsige Kraft der Beeren wird mit einem 14-monatigen Barriqueausbau gezähmt. Dieser Bobal ist deutlich komplexer, konzentrierter und tiefer. Trotzdem handelt es sich um kein plumpes Schwergewicht; dieser Rotwein ist vielmehr weich und sehr ausgewogen. Trinken Sie ihn bevorzugt bei 17 Grad.
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