Das Jahr im Weinberg

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Im Weinberg werden die Grundlagen für gute Weine geschaffen. Für eine hochwertige Traubenqualität benötigt es nämlich mehr als einfach nur Rebstöcke aus edlen Sorten wie Riesling, Cabernet Sauvignon oder Tempranillo. Um eine entsprechende Güte zu erzielen, haben Winzer und Winzerinnen nahezu das ganze Jahr über in ihren Rebgärten zu tun. In diesem Beitrag stellen wir einige der Hauptarbeiten im Jahresverlauf vor.

Der Weinberg im Januar und Februar

Im Winter legen die Reben ein Schläfchen ein. Sie erholen sich von den Strapazen des Vorjahres und sammeln Kraft für das Frühjahr, wenn sie von Neuem beginnen wieder auszutreiben. Für die Winzer bedeutet diese Zeit hingegen keine Ruhephase. Für sie steht mit dem winterlichen Rebschnitt sogleich eine der anstrengendsten und wichtigsten Tätigkeiten des Jahres an.

Beim Winterschnitt werden die verholzten Sommertriebe bis auf ein oder zwei Ruten abgeschnitten. Die am Stock verbliebenen Ruten werden gebogen und an einen Draht gebunden. Aus den Augen dieser Ruten wachsen die neuen Triebe im Frühjahr.

In Spanien gibt es zudem viele Reben in Buscherziehung. Bei diesen werden einige verholzte Triebe des Vorjahres ganz entfernt. Einige Ruten hingegen werden auf Zapfen mit ein bis zwei Augen gekürzt. Aus diesen Augen wachsen die neuen Triebe.

Obwohl sich die Vorgehensweise je nach Erziehungssystem unterscheidet, bleibt das Ziel des winterlichen Rebschnitts immer das gleiche: Zum einen gilt es die späteren Erträge zu begrenzen und somit die Qualitäten der Trauben zu erhöhen. Zum anderen würde der Stock ohne den Rebschnitt unkontrolliert und wild wachsen, was viel mehr Arbeit im Verlauf des Jahres bedeuten würde.

In der Regel wird im Winter den Weinbergen auch Dünger zugeführt. Im Idealfall handelt es sich um biologischen, natürlichen Dünger. Manche Winzer kompostieren auch das abgeschnittene Holz aus dem Rebschnitt und führen es den Weinbergen wieder zu.

Rebschnitt im Weinberg
Mit dem Rebschnitt im Winter werden Erträge begrenzt. Die abgeschnittenen Ruten verwenden manche Winzer als Kompost für den Weinberg.

Die Tätigkeiten im März und April

Je nach Wetterlage und Gebiet brechen die Knospen im März oder April auf und ein neuer Reifezyklus beginnt. Die Winzer sind nun vor allem mit dem Pflügen ihrer Weinberge beschäftigt. Zumeist geschieht dies mit einem Traktor. In einigen unzugänglichen Berggebieten – in Spanien zum Beispiel das Priorat, die Axarquia und Sierra de Gredos – werden Weinberge sogar noch mit Hilfe von Pferden oder Maultieren gepflügt.

März und April sind außerdem eine gute Zeit für Neupflanzungen – sei es, um einen ganz neuen Rebgarten anzulegen oder einen bestehenden Weinberg mit einigen jungen Reben aufzufrischen und so etwaige Lücken in der Bepflanzung zu schließen.

Der Weinberg im Mai und Juni

Im Mai und Juni gilt es vor allem die Entwicklung der Blüte genau zu beobachten. Ist das Frühjahr besonders regnerisch und feucht, besteht eine erhöhte Gefahr von Mehltau, eine Pilzkrankheit, die im schlimmsten Fall eine ganze Ernte zerstören kann.
Biologisch arbeitende Weingüter pflanzen am Rand des Weinbergs oftmals Rosenbüsche. Sollten diese krank werden bzw. einen Schädlingsbefall aufzeigen, so ist das ein Zeichen, dass der Weinberg ebenfalls gefährdet ist und ggf. Mittel zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden müssen. Bei am Drahtrahmen erzogenen Reben findet in diesen Monaten darüber hinaus eine Positionierung der Triebe am Draht statt.

Weinberg in Granada, Andalusien
Manche Weingüter wie dieses in Andalusien pflanzen am Rand ihrer Weinberge Rosensträucher (ganz links auf dem Foto am Weg zu sehen). Diese dienen als Frühwarnsystem für Krankheiten.

Die Arbeiten im Juli und August

Im Sommer grünt es überall im Weinberg. Die Trauben haben sich herausgebildet und bei den roten Rebsorten setzt eine langsame Verfärbung ein. Bei begrünten Weinbergen steht das Gras hoch und wird gemäht. Darüber hinaus werden beim sogenannten Grünschnitt die Rebstöcke entlaubt, um eine gute Ventilation im Weinberg zu gewährleisten. Hängen an den Rebstöcken besonders viele Trauben, so werden einige von ihnen entfernt – Stichwort Ertragsreduzierung: Die Rebe setzt dann all ihre Energie in das Wachstum und die Reife der verbliebenen Trauben, was deren Qualität erhöht.

In besonders heißen und trockenen Sommern leiden allen voran jüngere Reben unter Trockenstress. Dies kann dazu führen, dass den Stöcken die Kraft ausgeht und sie die Reifung einstellen. Spätestens dann empfiehlt sich eine Tropfbewässerung mit einem für solche Notfälle im Weinberg installierten Schlauchsystem.

Die Weinlese im September und Oktober

Den Höhepunkt des Weinjahres stellt ohne Zweifel die Weinlese dar. In besonders warmen Gebieten und bei früh reifenden Rebsorten findet sie oftmals schon im August statt. Die Hauptmonate der Weinernte sind aber nach wie vor September und Oktober.

Die Winzer halten sich nun fast jeden Tag im Weinberg auf und nehmen Proben, um den Reifegrad der Trauben zu bestimmen. Hierbei den richtigen Lesezeitpunkt zu bestimmen, ist gar nicht so einfach und beinahe ein Balanceakt: Wer einige Tage zu früh erntet oder den Lesezeitpunkt zu spät bestimmt, schmälert mitunter das Ergebnis der guten und harten Arbeit eines ganzen Jahres.

Während der Weinlese gilt es die Trauben möglichst rasch und unbeschädigt in die Kellerei zu bringen, um die Beeren vor Oxydation zu schützen. Damit keine vorschnelle Gärung einsetzt, sollten Trauben zudem bei eher kühlen Temperaturen gelesen werden, weshalb die Ernte zumeist in den frühen Morgenstunden stattfindet. In einigen Gebieten in Spanien, wie zum Beispiel in Rueda, werden die Trauben sogar überwiegend bei Nacht eingefahren.

Weinlese bei Bodegas Tempore in Bajo Aragon.

Edelfaule Trauben im November

In Spanien ist die Weinlese Ende Oktober nahezu in allen Gebieten beendet. Nur in kühlen Jahren und in extremen Höhenlagen von über 1100 Metern Meereshöhe kann die Ernte auch einmal bis in den November hinein andauern.

In Deutschland ist November dagegen der Monat, in dem die edelfaulen Trauben für Eisweine geerntet werden. Im Dezember herrscht dann für kurze Zeit Ruhe im Weinberg, ehe es nach Neujahr wieder mit dem Rebschnitt weitergeht.

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