In unserm vorangehenden Beitrag haben wir die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau skizziert und fünf Methoden und Tätigkeiten beschrieben, mit denen Spaniens Winzer sich der Erderwärmung anpassen.
Nun blicken wir auf den CO2-Fußabdruck von Wein. Können wir Wein im Zeichen des Klimawandels noch reinen Gewissens genießen? Die gute Antwort lautet zuerst einmal: Ja. Denn im Vergleich zu zahlreichen anderen Bereichen ist Wein kein Klimatreiber.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Weinindustrie und wir Konsumenten gleichgültig gegenüber den CO2-Emissionen von Wein sein sollten. Denn diese gibt es fraglos:
Der spanische Lebensmittelhändler Grupo ARCE hat in einer groß angelegten Studie den CO2-Fußabdruck einer 0,75-l-Flasche Verdejo aus dem Anbaugebiet Rueda ermittelt. Das Ergebnis lautet, dass eine Durchschnittsflasche Wein 1,28 kg CO2 in die Atmosphäre ausstößt. Diese Zahl beinhaltet den gesamten Prozess vom Anbau der Rebe bis zum finalen Konsum des Weins. Zum Vergleich: 1 Liter Benzin wird von der Förderung bis zum Ausstoß mit im Schnitt 2,3 kg CO2-Emissionen berechnet.
Nicht auf den CO2-Ausstoß einer einzelnen Flasche, sondern auf den CO2-Fußabdruck der ganzen Weinbranche hat das Australian Wine Research Institute (AWRI) in einer Studie den Fokus gerichtet. Das Resultat: Im Jahr 2017 verursachte der gesamte australische Weinsektor 1,6 Mio. Tonnen an CO2-Emissionen. Im Vergleich liegt der inländische und internationale Flugverkehr in Australien im selben Jahr mit 22 Mio. Tonnen CO2 deutlich höher.
Woraus setzt sich der CO2-Fußabdruck von Wein zusammen?
Die hier zitierten Studien von ARCE und AWRI kommen zum klaren Ergebnis, dass es drei Hauptfaktoren gibt, welche den CO2-Fußabdruck von Wein beeinflussen. Dies sind:
1) Verpackung
2) Transport
3) Weinanbau und Weinbereitung
Zusammen machen diese Bereiche beim Wein fast neunzig Prozent der CO2-Emissionen aus.
Die Verpackung steht mit ca. 45 Prozent Anteil am CO2-Fußabdruck eines Weins klar an erster Stelle. Innerhalb der Verpackung kommt Glas auf enorme 85 Prozent Anteil; den Rest machen Korken, Pappkartons und Papier für Weinetiketten aus.
Auf den Transport entfallen etwa 25 Prozent, auf den Weinanbau und die Weinerzeugung zirka 17 Prozent. Wir sprechen hier wohlgemerkt von Durchschnittswerten, denn innerhalb der Weinerzeuger gibt es große Unterschiede, auf die wir nun eingehen.
Wie kann der Konsument den CO2-Fußabdruck eines Weins erkennen?
Als Konsumenten sind wir nicht machtlos. Auf Basis der zuvor genannten Parameter können wir ziemlich genau abschätzen, ob ein bestimmter Wein einen großen oder einen kleinen CO2-Fußabdruck hat.
Beginnen wir mit Verpackung und Glas: Es gibt heutzutage tatsächlich noch Weingüter, die meinen ihre Glasflaschen müssten aufgemotzt wie ein SUV daherkommen und deren leere Flaschen 1 Kilogramm oder mehr wiegen. Die meisten Weingüter setzen zum Glück Glasflaschen ein, die zwischen 500 und 650 Gramm wiegen. Es gibt sogar ganz umwelt- und klimabewusste Weingüter, deren Flaschen nur 400 Gramm schwer sind.
Als aufmerksame Leser und Leserinnen wissen wir spätestens jetzt, dass Verpackung und insbesondere Glas die Haupttreiber bezüglich der CO2-Emissionen von Wein sind. Auf die Qualität hat das Gewicht einer Flasche natürlich überhaupt keinen Einfluss. Und da es heutzutage derart viel guten Wein gibt, können wir die schweren Totschläger einfach ignorieren und auf die vielen vorzüglichen Weine in leichteren Flaschen zugreifen. Am CO2-freundlichsten sind übrigens die Bag-in-Box-Weine.
Kommen wir zum nächsten Punkt Transport: Man könnte annehmen, dass je weiter der Weg eines Weins zum Kunden, umso größer der CO2-Fußabdruck. Dem ist stellenweise so, es trifft aber nicht immer zu. Ganz allgemein lässt sich sagen: Beim Lufttransport hat Wein einen deutlich höheren CO2-Fußabdruck als beim Straßentransport. Beim Straßentransport hat Wein wiederum einen höheren CO2-Ausstoß als beim Schiffstransport.
Weine aus Übersee, die mit dem Flugzeug transportiert werden, sind folglich extrem CO2-unfreundlich. Wenn Weine aus Argentinien, Chile oder Australien mit dem Schiff nach Europa gelangen (bei den meisten ist dies der Fall), dann hängt der CO2-Wert sehr stark davon ab, wie weit der Transportweg vom Weingut zum Ausgangshafen und wie weit der Weg vom Zielhafen zum Empfänger ist. Für Weinkonsumenten sind diese Strecken nicht immer einfach nachzuvollziehen. Wer als Konsument in Deutschland sicher gehen will, kann auf regionale und europäische Weine setzen. Diese bieten bereits eine wunderbare Weinvielfalt und werden garantiert nicht mit Flugzeugen bewegt. Und die Distanzen innerhalb Europas halten sich ebenfalls in Grenzen.
Wir dürfen zudem nicht vergessen, dass Transport nicht der allein entscheidene CO2-Faktor ist. Den wichtigen Punkt Verpackung haben wir bereits vorangehend genannt. Nun blicken wir last, but not least auf den Bereich …
Weinbau und Weinbereitung: Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und Kunstdüngern schadet nicht nur Mensch und Natur, sondern hat darüber hinaus einen größeren CO2-Ausstoß. Für Konsumenten empfiehlt es sich deshalb gleich aus mehreren Gründen auf Weine aus biologischem oder biodynamischem Anbau zuzugreifen.

Bezogen auf biologischen und biodynamischen Anbau ist manchmal ein wenig Recherche oder ein Beratungsgespräch beim Fachhändler ratsam. Ein Beispiel: Gerade kleinere spanische Weingüter arbeiten oftmals biologisch oder biodynamisch. In einem trockenen Klima, wie es in Spanien in den meisten Landesteilen herrscht, bietet sich biologischer Anbau unbedingt an. Einige dieser Weingüter haben ihre Weine aber nicht als „Bio“ zertifiziert, und zwar aus Bürokratie- und Kostengründen, die damit für kleinere Erzeuger verbunden sind.
Darüber hinaus gibt es vermehrt Weingüter, die beim Betrieb ihrer Kellereien auf Wind- und Sonnenenergie oder auf die Schwerkraft setzen und somit ebenfalls CO2-freundlich arbeiten. Manchmal steht dazu ein Verweis auf dem Rücketikett. Manchmal ist aber auch hierzu etwas Recherche oder eine Beratung beim Fachhändler nötig.