Das Weinjahr geht dem Ende entgegen. Die Weinberge färben sich bunt, und die Reben fallen demnächst in eine Winterruhe. Derzeit findet die Hauptarbeit in den Kellern statt. Was die Winzer bei der Ernte eingefahren haben, ist mittlerweile vergoren. Nun geht es darum den Ausbau zu bestimmen. Einige Weine werden in Stahltanks als Jungweine vinifiziert. Andere Gewächse erfahren einen mehrmonatigen, manchmal sogar langjährigen Ausbau auf der Feinhefe bzw. in Holzfudern und Barriques.
Welchen Stil die Weinmacher auch immer wählen mögen, der Jahrgang 2019 könnte ein Großer werden. Besonders aus Spaniens Vorzeige-Regionen Rioja und Ribera del Duero erhalten wir diesbezüglich positive Nachrichten.
Rioja – bemerkenswerte Struktur und großes Reifepotenzial
Die aktuelle Pressemitteilung des Kontrollrats der DOCa Rioja fällt geradezu euphorisch aus. Zwar wurden 2019 in Spaniens zweitgrößtem Weingebiet in der Menge weniger Trauben als im Vorjahr geerntet. Dafür sei die Qualität herausragend. Von einem „einzigartigen“ und „denkwürdigen“ Jahrgang 2019 ist in der Pressemitteilung die Rede.
Ein Grund dafür, so die Pressemitteilung weiter, sei unter anderem die stabile Wetterlage während der Erntezeit im September und Oktober. Die optimalen Bedingungen hätten ein sehr gesundes Lesegut erbracht.
Insgesamt sei das Jahr im Weinberg positiv verlaufen. Als Beispiel für die hohe Qualität werden niedrige Erträge, lockere Traubencluster (gut gegen Fäulnisbefall) und verhältnismäßig kleine Beeren genannt. Das sind alles Anzeichen für Spitzenqualität. Entsprechend erwarten die Verantwortlichen der DOCa Rioja Weine mit bemerkenswerter Struktur, exzellenter Aromatik und großartigem Reifepotenzial. Ob’s denn wirklich so kommt, werden wir in zwei bis drei Jahren sehen bzw. schmecken. Es liegt jetzt in der Hand der Weinmacher.
Rioja: Die relevanten Zahlen für den Jahrgang 2019 im Überblick
DO-Gebiet: 65.001 Hektar
Erntemenge: 385 Mio. Kg Trauben
Menge pro Hektar: 5923 kg/ha

Ribera del Duero – weniger Erträge und hohe Qualität
Ebenfalls prächtig liest sich das Ernte-Resümee des Kontrollrats der DO Ribera del Duero. Wie das Rioja weist auch Ribera del Duero niedrigere Erntemengen als zum Vorjahr auf (ca. 23% weniger als 2018). Dafür zeigen sich die Weinmacher jener nordspanischen Appellation ebenso von der Güte und Gesundheit der Trauben begeistert.
Ein Gesetz des Weinbaus lautet: Je niedriger die Erträge, umso höher die Qualität. Wer guten Wein erzeugen will, muss dafür sorgen, dass die Rebe nicht zu viele Trauben trägt. Deshalb gibt es den sogenannten Grünschnitt, bei dem der Winzer im Sommer überschüssige Trauben vom Weinstock entfernt. In diesem Jahr scheint die Natur in Ribera del Duero selbst für diesen Umstand gesorgt zu haben. Zudem, so die Meldung, hätten günstige klimatische Bedingungen eine perfekte Reifung ermöglicht.
Ebenfalls sind im Jahrgang 2019 die Beeren kleiner als üblich. Das heißt konkret, dass der Schalenanteil im Vergleich zu Saft und Fruchtfleisch höher ist. In den Beerenhäuten sitzen die Farbpigmente und Gerbstoffe. Für den Jahrgang 2019 prognostiziert der Kontrollrat der DO Ribera del Duero deshalb aromatische und farbintensive Weine mit guter Säure und reifem, samtigem Tannin. Auch hier dürfte das Lagerpotenzial groß sein.
Ribera del Duero: Die relevanten Zahlen für den Jahrgang 2019 im Überblick
DO-Gebiet: 23.371 Hektar
Erntemenge: 96 Mio. Kg Trauben
Menge pro Hektar: 4107 kg/ha
Der Jahrgang 2019 und Gründe für die hohe Traubenqualität

In den Ernteberichten zu Rioja und Ribera del Duero sind bereits einige Merkmale aufgeführt, die den Jahrgang 2019 besonders machen. Das wären zum Beispiel kleine Beeren sowie ein gesundes und aromatisch ausgereiftes Lesegut.
Abschließend wollen wir das ein wenig vertiefen: Es ist allgemein bekannt, dass Klima und Wetter einen großen Einfluss auf den Wein bzw. die Entwicklung der Trauben ausüben. Im Verlauf eines Jahres kann vieles passieren, was einen Weinmacher vor Probleme stellt.
Diesbezüglich ein paar Beispiele: Frost im Frühjahr kann die Blüten der Trauben zerstören. Hitzewellen im Sommer führen dazu, dass die Reben gestresst sind, die Trauben zu schnell reifen und die Alkoholgrade nach oben schießen. Zu viel Regen und Feuchtigkeit können wiederum Fäulnis- und Pilzbefall mit sich bringen. Oder es gibt Hagel im Spätsommer, der die Trauben beschädigt und in der Folge erkranken lässt. Last but not least kommt es auf die Wettersituation während der Ernte an: Im Idealfall ist es trocken. Es sollte zum einen nicht zu heiß sein (das Lesegut oxidiert dann schneller). Zum anderen sind Regen und Nässe ebenfalls nicht gut, um die Ernte einzufahren.
Im Umkehrschluss bedeutet dies: Wenn die im vorigen Absatz genannten negativen Faktoren ausbleiben, so wie es dieses Jahr in Rioja und Ribera del Duero der Fall war, dann darf man einen großen Jahrgang erwarten. 2019 brachte diesen Appellationen ausreichend Sonne und Regen. Aber keine Hitzewellen und Dürrephasen, welche die Reben stressen und die Reifephasen beschleunigen. Langsame Reifephasen bedeuten, dass sich die Beeren aromatisch optimal entwickeln können. Ebenso bilden sich Säure und Tannine besser heraus.
Aroma, Säure, Tannin: Diese Faktoren sind die Grundvoraussetzungen für gute Weine. Und je besser diese Voraussetzungen gegeben sind, umso mehr dürfen wir vom späteren Wein erwarten. Die Natur hat in Rioja und Ribera del Duero ihre Arbeit für dieses Jahr also getan. Für die Kellermeister gibt es keine Ausreden.