Mit einer Million Hektar im Anbau ist Spanien in der Fläche das größte Weinland der Welt. Im Vergleich kommen die französischen Weinanbaugebiete gemeinsam auf zirka 800.000 Hektar und jene in Italien auf etwa 700.000 Hektar.
Das Weinland Spanien ist nicht nur groß, wie die Zahlen belegen, es verfügt darüber hinaus über einen enormen Reichtum an Regionen, Rebsorten, Böden und Weinstilen: So wird in den Halbwüsten im Südosten des Landes ebenso Wein kultiviert wie an der regenreichen Atlantikküste im Norden. Im Landesinneren wachsen Reben wiederum in teils spektakulären Berg- und Höhenlagen. In der Gesamtheit ist diese spanische Vielfalt einzigartig.

Weinbau in Spanien – Atlantik, Hochland, Mittelmeer
Auf dem spanischen Festland findet Weinbau geografisch und klimatisch gesehen innerhalb dreier Hauptzonen statt: am Atlantik (ozeanisches Klima), auf der zentralspanischen Hochebene (kontinentales Klima) und am Mittelmeer (mediterranes Klima).
Nicht selten überschneiden sich diese drei Zonen: Bestimmte Weinanbaugebiete in Spanien wie beispielsweise Teile des Rioja stehen gleichzeitig unter atlantischem, kontinentalem und mediterranem Einfluss.
Es gibt allerdings auch Weinregionen, in denen die jeweiligen Klimazonen quasi in Reinform oder zumindest sehr dominant auftreten. Im Folgenden stellen wir für jede Zone ein solches Gebiet vor. Stellvertretend stehen sie für die Vielfalt im spanischen Weinbau.
Bevor wir uns näher mit diesem Thema befassen, hier als erstes der Link zu einer interaktiven Karte mit einer Übersicht und Informationen zu allen spanischen DO-Regionen.
Atlantik – Regenreiches Rías Baixas
Saftig-mineralische Weißweine mit einer knackigen Säure, die so gar nicht dem veralteten Bild der „schweren Spanier“ entsprechen, entstehen an der galicischen Atlantikküste. Hier, im Anbaugebiet Rías Baixas, regnet es mit bis zu 1500 mm im Jahr doppelt so viel wie in Hamburg. Das Resultat ist eine üppige und fruchtbare Landschaft. Rías Baixas ist das grünste aller Weinanbaugebiete in Spanien.
Die milden atlantischen Temperaturen und die hohen Niederschläge haben Auswirkungen auf den Weinanbau: Zum Beispiel kommt im Rías Baixas häufig die sogenannte Pergola-Erziehung zur Anwendung (siehe Foto unten): Das bei diesem Erziehungssystem entstehende Blätterdach der Reben bietet einerseits Schutz vor Regen. Weil die Trauben darüber hinaus so hoch hängen, werden sie besser belüftet und trocknen nach einem Schauer wieder schneller. Auf diese Weise bleiben sie gesund.

Die Sorte, aus der die Weißweine entstehen, ist die heimische Albariño. In Rías Baixas wächst sie bevorzugt auf Granitsandböden und kann dabei erstklassige Qualitäten hervorbringen. So entstehen vielschichtige, frische und mineralische Weißweine wie unser folgender Tipp:
Unser Rías Baixas-Weintipp:
Anadigna Albarino 2017 (mineralisches Profil, knackige Säure, vollmundig)
Zentralspanische Hochebene – Raues Rueda
Im Gegensatz zu den milden, eher ausgeglichenen Temperaturen an der Atlantikküste ist das Anbaugebiet D.O. Rueda starken Kontrasten ausgesetzt: Denn Rueda ist Teil der riesigen Hochebene „Meseta“, die Kastilien-La Mancha und Kastilien-León durchzieht. Obwohl die Landschaft im zentralspanischen Hochland größtenteils flach ist, befinden wir uns auf 600 bis 1050 m Meereshöhe.
Kurze Info am Rande: Mit einer Durchschnittshöhe von 625 Metern ist Spanien nach der Schweiz das zweithöchste Land Europas. Das zentralspanische Hochebene trägt hier entscheidend dazu bei.

In Rueda (und ebenso in der benachbarten D.O. Ribera del Duero) sorgen die Hochlage und das vorherrschende kontinentale Klima für große Temperaturschwankungen: Kalt sind die Winter, heiß und trocken die Sommer. Ferner kühlt es selbst an heißen Sommertagen in der Nacht merklich ab. Für die Rebstöcke ist das gut, denn so können sie eine Ruhepause einlegen und Säure in den Beeren bilden bzw. konservieren. Säure wiederum ist die Grundlage für frische und gut strukturierte Weine.
Frisch und saftig sind dann auch die Weißweine aus der Verdejo-Rebe. Die autochthone Weißweinsorte ist prädestiniert für das raue kontinentale Klima sowie die Schotter- und Sandböden in Rueda. Die Traube wird in großen Mengen angebaut und auch für günstige Massenweine genutzt, die einfach zu trinken sind. Bei konsequenter Ertragsreduzierung ergibt die Verdejo hingegen ausgezeichnete und anspruchsvolle Weißweine wie den Folgenden:
Unser Rueda-Weintipp:
Verdeal Verdejo 2017 (saftig, aromatisch, fruchtig)
Mittelmeer – Mächtiges Priorat
Eine zerklüftete Bergregion mit abgelegenen Dörfern und schmalen Straßen findet sich in Katalonien im Hinterland der Costa Daurada. Nur etwa zwanzig Kilometer Luftlinie vom Mittelmeer entfernt liegt das Priorat. Hierbei handelt es sich um ein kleines Weingebiet, das wahrlich große und weltbekannte Rotweine hervorbringt. Die Gewächse sind kraftvoll, konzentriert und komplex.
Es ist hart dem trockenen Land und den armen Schieferböden etwas abzugewinnen. Typisch für den Mittelmeerraum sind es einzig Oliven- und Mandelbäume und Weinstöcke, die im Priorat gedeihen. Doch gerade weil die Reben kämpfen müssen und in den heißen Sommern leiden, produzieren sie außergewöhnliche Qualitäten. Wegen der Wasserarmut suchen ihre Wurzeln in der Tiefe nach wertvollen Nährstoffen.
Die Erträge sind freilich gering. Das Priorat steht für Klasse, nicht Masse. Auch deshalb haben die Weine ihren Preis.

In den schwer zu bearbeitenden Hanglagen des Priorat wird am häufigsten die Rebsorte Garnacha Tinta angebaut. Etabliert sind ebenfalls die Sorten Cariñena, Cabernet Sauvignon und Syrah. Im Sommer kann es in den 200 bis zu 1.000 Meter hoch gelegenen Weinbergen bis zu vierzig Grad heiß werden und nachts in den höchsten Lagen bis auf 15 Grad abkühlen. Für diese Schwankungen – die den Reben gut tun – sorgen außerdem kräftige Küstenwinde sowie der “sere”, ein trockener Wind aus dem Norden.
Unser Priorat-Weintipp:
Clos Mustardó Negre 2014 (kraftvoll, konzentriert, weich)
Fazit: Was die Weinanbaugebiete in Spanien besonders macht
Spanien hat den Atlantik, der Italien fehlt. Und Spanien hat spektakuläre Hochlagen, die Frankreich fehlen. Das soll nicht heißen, dass aus Spanien bessere Weine kommen als aus den anderen großen europäischen Weinländern. Dieser Hinweis soll vielmehr die Vielfalt und das riesige Potenzial des Weinlands Spanien verdeutlichen.

Der Dreiklang des spanischen Weinanbaus lautet Atlantik, Mittelmeer, Hochlage. Reben wachsen in einem heißen und extrem trockenen Anbaugebiet wie es beispielsweise die D.O. Jumilla ist, genauso wie im enorm regenreichen Rías Baixas. Auf den Wein bezogen heißt das wiederum: Vom frischen Weißwein mit knackiger Säure bis zum samtig-weichen und schweren Rotwein ist alles möglich. Und natürlich gibt es in Spanien zwischen diesen beiden Polen ganz viel an Wein zu entdecken. Kommen Sie diesbezüglich gerne mit uns auf die Reise.
In zukünftigen Beiträgen werden wir Weinanbaugebiete in Spanien einzeln und im Detail vorstellen. Interessieren Sie sich für eine bestimmte Region, zu der Sie gerne mehr lesen möchten? Lassen Sie es uns gerne wissen und wir kümmern uns darum.